Es war lediglich eine kleine Feier, in der Krypta einer wesentlich größeren Kirche, und es nahmen auch nur rund 50 Menschen an ihr teil. Das deutsche Konsulat und die deutschsprachigen Kirchengemeinden aber haben mit ihrem an Allerheiligen erstmals gemeinsam abgehaltenen Totengedenken ein wichtiges Zeichen gesetzt: Lasst uns nicht jene Landsleute vergessen, die auf der Insel in Schwierigkeiten sind, weil sie von Unglück, Krankheit, Armut und Vereinsamung bedroht sind.

Oder eben vom Tod. Auf der Feier wurden die Namen von 106 Deutschen verlesen, die 2011 auf den Balearen verstarben. Darunter waren so bekannte Menschen wie der Schlagerstar Bernd Clüver, aber eben auch viele unbekannte Meiers, Müllers und Schulzes. Nur zu häufig verstellen die Traumwelten Mallorcas den Blick auf diese Schicksale. Auch wenn es in absoluten Zahlen weniger sein dürften als in anderen Regionen an der spanischen Mittelmeerküste, sind es doch etliche Deutsche, die auf der Ferieninsel in Not geraten. Und es dürften immer mehr werden. Aus demografischen Gründen: Viele derjenigen, die sich hier vor Jahren rüstig, lebenslustig und wohlhabend niederließen, sind mittlerweile alt, gebrechlich und mittellos. Und natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen: Die sich in Spanien und auf der Insel immer weiter zuspitzende Krise – in dieser MZ-Ausgabe ist etwa von der viele Menschen bedrohenden Obdachlosigkeit die Rede – wird auch deutsche Residenten nicht verschonen.

Den Notleidenden wird meist dazu geraten, nach Deutschland zurückzukehren, um sich dort von einem freilich ebenfalls löchriger gewordenen sozialen Netz auffangen zu lassen. Tatsächlich ist das meist die einzige praktikable Lösung. Viele der Betroffenen aber wollen davon nichts wissen. Der Traum vom Süden ist oft alles, was ihnen geblieben ist. Ein loses Netzwerk an Helfern in Vereinen und Kirchengemeinden kümmert sich um sie. Es ist eine Arbeit, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient, als ihr gewöhnlich zuteil wird.