Es ist ein Zufall, aber die Parallelen sind dennoch erstaunlich: Sowohl das spanische Staatsoberhaupt, König Juan Carlos, als auch seine deutsche Entsprechung, Bundespräsident Christian Wulff, haben sich dieser Tage bei der Vorbereitung ihrer Weihnachtsansprachen unter anderem mit den zumindest von außen als solchen wahrgenommenen Skandalen im eigenen Haus beschäftigen müssen. Juan Carlos muss sich mit den dubiosen Geschäftspraktiken seines Schwiegersohns Iñaki Urdangarín herumschlagen, Wulff ist wegen der aus seiner Freundschaft zu reichen Unternehmern resultierenden persönlichen Vorteile in Erklärungsnot gekommen.

In einer auch in der Zustandsbeschreibung Spaniens bemerkenswert schonungslosen Ansprache trat Juan Carlos die Flucht nach vorne an. Die €irregulären Verhaltensweisen" öffentlicher Amtsträger gehörten vor Gericht, sagte der König. €Das Gesetzt gilt für alle." Tags darauf bestritt er diese Lesart, aber es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass er bei seiner Wortwahl den Herzog von Palma im Hinterkopf hatte.

Wulff sparte in seiner Weihnachtsansprache die persönlichen Verstrickungen aus, zeigte sich jedoch in seiner überraschenden Erklärung vom 22. Dezember zumindest reumütig. Ausdrücklich sprach er dabei von der €im Grenzbereich zwischen Dienstlichem und Privatem erforderlichen Transparenz". Das ist eben jene Offenheit, die nun auch Juan Carlos mit der Aufschlüsselung der finanziellen Details des Königshauses an den Tag legt. Es mag eingewandt werden, dass derlei Lob der Transparenz sowohl in Berlin als auch in Madrid reichlich spät kommt und es noch längst nicht so weit geht, wie es gehen könnte.

Ein Schritt nach vorne aber ist gemacht. Staatsoberhäupter, die sich angesichts öffentlicher Kritik einsichtig zeigen, Fehlverhalten zugeben und sich als guten Vorsatz Transparenz vornehmen: 2011 klingt wider Erwarten versöhnlich aus. In diesem Sinne: Ihnen allen ein frohes, gesundes und natürlich auch transparentes 2012!