Bei der Pisa-Studie fällt Spanien regelmäßig fast durch, die Schulabbrecherquote ist doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt und die berufliche Ausbildung fristet ein Randdasein. Allerhöchste Zeit also für eine Bildungsreform. Doch sie steht schon jetzt unter keinem guten Stern.

Erstens ist zu befürchten, dass Kultusminister José Ignacio Wert eine bedauernswerte spanische Tradition fortsetzt und bei seinen Plänen mehr parteipolitische als pädagogische Kriterien walten hat lassen. Mit der Ansage, die Schulen in den zweisprachigen Regionen zu mehr Spanisch­unterricht zu verpflichten, buhlt der PP-Politiker jedenfalls unübersehbar um die Gunst der konservativeren Wählerschaft.

Zweitens gehen die Pläne an der Wirklichkeit in den öffentlichen Schulen etwa Mallorcas vorbei: Zu Beginn dieses Schuljahres haben fast 90 Prozent der Eltern dafür gestimmt, dass ihre Vorschul-Kinder weiterhin auf Katalanisch unterrichtet werden sollen. Unabhängig von Madrid doktert derzeit zudem die balearische PP-Regierung an einem dreisprachigen

Unterrichtsmodell herum, das neben Spanisch auch Englisch stärken soll. In einem Land, wo immer noch ein Großteil der Bevölkerung die Weltsprache nicht einmal halbwegs fließend spricht, ein begrüßenswerter Ansatz. Stellt sich nur die Frage, wie er in Zeiten klammer Kassen umgesetzt, und wie auf die Schnelle ausreichend gut qualifizierte Englischlehrer aufgetrieben werden können.

Und drittens lässt Wert Sensibilität vermissen. Dass in Katalonien, wo die Reform als Angriff auf Kultur und Identität gesehen wird, sofort die Emotionen hochkochen, war absehbar. Wie kann man ein so hochsensibles Thema nur so plump und kurzsichtig anpacken, dass eine sachliche Diskussion gar nicht mehr möglich scheint?

Der Minister sollte die Zeit, bis sich die Wogen glätten, für ein paar Nachhilfe­stunden in Pädagogik nutzen. Nicht dass die ganze Reform, die etwa mit der verpflichtenden Berufsgrundausbildung auch sehr positive Aspekte beinhaltet, scheitert.