Als Schock kann man den Abstieg von Real Mallorca nicht bezeichnen. Die Mannschaft verbrachte die Hälfte der Saison auf einem Abstiegsplatz und blieb zwischendurch 19 Begegnungen ohne einen Sieg. Doch lamentieren hilft jetzt nichts mehr. Es ist Zeit für einen Neuanfang in der Zweiten Liga mit dem optimistischen Namen Liga Adelante (Liga Vorwärts). Es könnte dem Verein tatsächlich gut tun, mal eine Klasse tiefer zu spielen. Einerseits, damit die Inselbewohner ihr Anspruchsdenken aus den vergangenen 16 fetten Jahren ein wenig herunter­schrauben. Andererseits aber auch, um den Club einer Art Katharsis zu unterziehen, einer inneren Reinigung. Ansätze gibt es da einige. Zuerst müsste im Verein wieder der Realitätssinn einkehren. Das große Problem der abgelaufenen Saison war ja, dass Sportdirektor Llorenç Serra Ferrer und Trainer Joaquín Caparrós die Krise viel zu spät erkannten. Folglich kam auch der Trainerwechsel deutlich zu spät und brachte am Ende nichts mehr. Ändern muss sich auch das Verantwortungs­bewusstsein von Spielern und Trainern. Es genügt eben nicht, wenige Minuten nach dem Abstieg in der Pressekonferenz zu verkünden, dass man selbst genügend Punkte für einen potenziellen Klassenerhalt gesammelt habe und die Schuld beim Vorgänger liege, so wie das der Caparrós-Nachfolger Gregorio Manzano tat. Und natürlich und vor allem muss es auch in der ­Führungsetage ruhiger werden. Mit zwei konkurrierenden Lagern kann man nicht an einem Strang ziehen. Eine der beiden Seiten muss den Verwaltungsrat verlassen. Weiter so herumzumurksen wie in dieser ­Saison könnte den Verein über kurz oder lang zu Grunde richten. Llorenç Serra ­Ferrer, so viel steht fest, hat versagt. Ein Neuanfang ist mit ihm nur schwer vorstellbar. Er sollte das Feld räumen und dem Deutschen Utz Claassen und seinen Verbündeten eine Chance geben. Schließlich geht es nicht nur um seine persönliche Zukunft, sondern um die einer Insel-Institution.