Cala Llamp ist in jeder Hinsicht ein Extrem. Es gibt nicht viele Orte auf Mallorca, an denen man noch exklusiver wohnt als hier an der Südwestküste. Es dürfte auch nicht viele andere Siedlungen geben, in denen praktisch alle Anwohner - darunter zahlreiche ausländische Zweitwohnsitz-­Besitzer - so einen Blick aufs Meer genießen können. Und gleichzeitig ist es eine Urbanisation, deren ungeordnetes Wachstum Assoziationen an einen chaotischen Slum weckt. Private Bauträger haben hier viele Jahre lang auf Teufel komm raus Häuser errichtet, ohne dass die Infrastruktur stand. Begünstigt wurde ihr Treiben zumindest zeitweise von der im Rathaus grassierenden Korruption unter Ex-Bürgermeister Eugenio Hidalgo. Noch heute gibt es keine funktionierende Kanalisation, die Anwohner müssen sich mit ­Sickergruben und Tanklastern behelfen.

Da passt es ins Bild, wenn jetzt in einer aufwendigen geologischen Studie die Gefahren aufgezeigt werden, die bei der Planung auf dem Reißbrett keine Rolle spielten: Falls das Tramuntana-Gestein an der Steilküste ins Rutschen kommt, könnten mehr als die

Hälfte der dortigen Häuser in Mitleidenschaft gezogen werden. Sicher weiß niemand, ob und wann so etwas passieren könnte - die Wissenschaftler sind schließlich keine Wahrsager. Aber wie bröckelig die Tramuntana bei nasser und kalter Witterung werden kann, war in den vergangenen Jahren schon häufiger zu beobachten.

Statt diese Erkenntnisse zu relativieren und weiterzumachen wie bisher, muss jetzt die Chance ergriffen werden, Versäumtes nachzuholen: sich mit den Geologen zusammensetzen, Anwohner informieren, Hänge sichern. Die Gemeindeverwaltung will das angehen. Doch damit ist es nicht getan. In einem Gebiet, das Wissenschaftler als Musterbeispiel für die Unterschätzung von Felsstürzen und Erdrutschen ausgemacht haben, können nicht weiter Baugenehmigungen ausgestellt werden, als wäre nichts geschehen - mögen die Einnahmen durch die Lizenzen noch so willkommen sein. Andratx muss, wie auch andere Gemeinden, endlich aus seinen Fehlern lernen.