Es ist ein bekanntes Bonmot, dessen Urheberschaft mal dem einen, mal dem anderen zugeschrieben wird: „Mallorca ist Sizilien ohne Pistolen". Oder war es. Das zeigt sich ­einerseits in der ­Politik, in der sich über Jahrzehnte hinweg mafiose Seilschaften eingenistet hatten, die für sich und ihre Klientel systematisch die öffentlichen Kassen plünderten. Paradebeispiel dafür ist die mittlerweile aufgelöste Regionalpartei Unió Mallorquina, deren ehemalige Parteispitze dieser Tage mehr oder weniger geschlossen ins Gefängnis wandert. In mancher Hinsicht mafiose Verhältnisse gibt es aber auch in manchen Bereichen des Geschäftslebens und zuvorderst dort, wo sich ein paar wenige den großen Reibach mit den Urlaubern aufteilen.

Wobei der Zusatz „ohne Pistolen" ein sehr wichtiger ist. All diese Geschäfte gehen ohne größere Gewaltanwendung vonstatten, Mallorca rühmt sich seit eh und je eine Insel der Ruhe zu sein. Der nun erfolgte Schlag gegen die Hells Angels lässt sich auch vor diesem Hintergrund interpretieren. Die spanischen Strafverfolgungs­behörden wollen offenbar schon im Ansatz verhindern, dass auf der Insel eine gewalttätige Organisierte Kriminalität Wurzeln schlägt. Es kann gut sein, dass nicht alle Vorwürfe gegen die Festgenommen vor Gericht Bestand haben werden, dass einige von ihnen schon sehr bald wieder auf freiem Fuß sind. Das Signal der Polizei aber ist unmissverständlich: Bis hierhin und nicht weiter. Wir werden keine Gewalttäter dulden, die versuchen, sich in die hiesige Unter- oder auch Oberwelt zu boxen. Und schon gar nicht erlauben, dass sich deutsche Kriminelle des Sündenpfuhls der Playa de Palma bemächtigen.

So sind es denn fast uneingeschränkt gute Nachrichten - über das Urteil für Matas lässt sich streiten -, die da vor der Sommerpause aus den Gerichtssälen und den ­Polizeihauptquartieren dringen. Die Polizisten und Richter tun ihre Arbeit. Auf dass Mallorca eines Tages überhaupt nicht mehr mit sizilianischen Verhältnissen in Verbindung gebracht wird.