Es ist nicht leicht, das neueste Vorhaben für die Playa de Palma wirklich ernst zu nehmen - zu viele ambitionierte Politiker sind bei den Plänen für die Modernisierung von Mallorcas wichtigstem Urlaubsgebiet schon ins Straucheln geraten. Deswegen kann man sich auch nur schwer vorstellen, dass die Playa-Urlauber im Jahr 2015 keine Plastikstühle am Boulevard mehr zu Gesicht bekommen, unter farblich wie materiell vereinheitlichten Sonnenschirmen sitzen und keinen schreienden Reklametafeln mehr ausweichen müssen. So sieht ein Entwurf für eine neue Verordnung aus, die Palmas Tourismus­dezernent Álvaro Gijón den betroffenen Geschäftsleuten und Gastronomen vorgelegt hat. Das Motiv der Initiative liegt klar auf der Hand und ist nur verständlich: den Niedergang der Playa de Palma stoppen und qualitativ Anschluss an die Konkurrenz­destinationen halten. Dass in vielen Ecken gerade in Arenal etwas passieren muss, kann niemand bestreiten, und dass endlich konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen, wurde nach all den Jahren auch Zeit.

Doch der dank „Bild-Zeitung" schon bald deutschlandweit bekannte Vorsitzende des Playa-de-Palma-Konsortiums schießt über das Ziel hinaus. Der Entwurf enthält nämlich streng genommen weniger Qualitäts­kriterien als geschmackliche Vorlieben. Muss man die Farben für Strandbars vorschreiben? Sollte man die Besonderheiten der Playa de Palma unter dem Raster der Beachclub-Optik verschwinden lassen und so Gefahr laufen, eine austauschbare Touris­musgegend zu schaffen? Und drohen dann Knöllchen der Geschmackspolizei für farblich nicht abgestimmte Tischdecken? Problematisch ist zudem, dass Gijón die Hoteliers außen vorlässt und nur die ohnehin krisengeplagten Wirte und Einzelhändler in die Pflicht nimmt. Das ist ungerecht. Die Hoteliers profitieren bislang am stärksten von der Balearen-Politik. Man möchte ja gerne optimistisch sein. Aber so dürfte es mit der dringend notwendigen Modernisierung der Playa de Palma nichts werden.