Kontrastreicher könnten die Bilder kaum sein. Wer in diesen Tagen die Zeitschrift „Stern" aufschlug, schaute auf Fotos, die an die Bronx erinnern: heruntergekommene Häuser, arme Leute, Junkies. Andererseits läuft an diesem Sonntag - und einen Tag zuvor als Premiere im MZ-Club - die ZDF-Dokumentation „Abenteuer Mallorca" mit epischen Luftaufnahmen, die die Herzen von Mallorca-Liebhabern höher schlagen lassen.

Beide Medien beschreiben die Insel treffend. Mallorca hat viele Realitäten, die nebeneinander existieren und es für Beo­bachter aus Deutschland schwierig machen, die Insel zu verstehen. Viele Medien machen sich diese Mühe erst gar nicht, erzählen die immer gleichen Geschichten rund um Sangría-Eimer, 17. Bundesland oder ­Ballermann und können darauf vertrauen, dass diese ins Erwartungsschema ihrer ­Leser und Zuschauer passen.

Deswegen ist jedes mediale Störfeuer, das neue Facetten zum Mallorca-Bild beisteuert, willkommen. Das gilt sowohl für die sozialen Probleme, die der „Stern" aufzählt, wie auch für das ZDF-Team von „Abenteuer Mallorca", dem es mit großem Aufwand und moderner Technologie gelungen ist, idyllische Bilder jenseits der Urlaubsprospekte zu finden und auch ­Umweltprobleme beim Namen zu nennen.

Wenn sich Mallorcas Politiker und Touristiker über Negativ-Schlagzeilen aufregen, sind sie an diesen nicht unschuldig. Angereiste Medien­vertreter haben es schwer, im ­Behördengewirr Ansprechpartner zu finden, wie die beständigen Anrufe in der MZ-Redaktion zeigen. Sehr wenige der Interviewpartner sprechen Englisch, und just für das internationale Pressezentrum des Fremdenverkehrsvereins wurden die Gelder gestrichen. Es ist nun mal so, dass die hässlichen Seiten der Insel angesichts ihrer viel gepriesenen Schönheit ins Auge fallen. Und es läuft auf Mallorca viel zu viel schief, als dass man darüber hinweggehen könnte. Diese ­Probleme muss man angehen, statt ihre Thematisierung zu kritisieren.