Der Nachbar macht´s, die mallorquinischen Bekannten tun´s, und die eigene Familie hat man da auch schon mal untergebracht: Die Ferienvermietung von Wohnungen ist hier gang und gäbe. Insofern ist es fast erstaunlich, dass Tourismusminister Carlos Delgado dieses heiße Eisen zumindest kurzfristig angefasst hat. Nach hitzigen Diskussionen zwischen Hoteliers und Vermietern über die Legalisierung dieses Angebots bleibt am Ende auf Geheiß Delgados doch alles beim Alten. Vermutlich hat er abgewägt, mit wem er es sich weniger gern verscherzt: Mit den einflussreichen Hotelbesitzern oder mit den durchaus zahlreichen Wohnungsinhabern, die nicht auf ihre Nebeneinkünfte verzichten möchten. Offenbar mit keinem von beiden.

Also am besten gar nichts machen, dann macht man auch nichts falsch. Oder doch? Die Unsicherheit für Vermieter bleibt. Sie dürfen zwar ihre Wohnungen vermieten, diese aber nicht „auf touristischen Portalen" bewerben oder gar „touristische Dienstleistungen" anbieten. Eine genaue Definition der beiden Begriffe liefern leider weder Delgado noch der Gesetzestext. Tatsächlich lässt sich der Minister durch Nichtstun die Chance auf eine qualitative Verbesserung des Angebots entgehen.

Wenn der Hotelverband die Sorge vorschiebt, dass Urlauber in unstandesgemäßen Apartments untergebracht werden, dann haben die Verantwortlichen wohl noch nie einen Blick in die Ein- und Zwei-Sterne-Hotelzimmer der Touristengebiete geworfen. Auch da gibt es ranzige Küchenzeilen und Sperrmüllmobiliar. Die Mär vom „guten" Hotelier und dem „bösen" Ferienwohnungsvermieter ist eben genau das - eine Mär. Natürlich haben die Hoteliers recht, wenn sie Bedenken bezüglich der Anwohner oder Qualitätsstandards vorbringen. Doch wenn man die Chance ergreift, die auf Mallorca herrschende Alltagspraxis zu legalisieren, kann man auch legitim gegen die vorgehen, die weiterhin schwarz vermieten. Damit wäre allen gedient: Vermieter hätten Rechtssicherheit, Urlauber eine Qualitätsgarantie, Anwohner ihre Nachtruhe - und die ­Landeskasse Mehreinnahmen.