Dass Carlos Delgado einer der Politiker mit dem höchsten Bekanntheitsgrad unter den deutschsprachigen Residenten ist, liegt nicht nur daran, dass er acht Jahre in der Ausländer-Hochburg Calvià regierte. Der jetzt überraschend zurückgetretene Tourismusminister dürfte zu den Politikern auf Mallorca gehören, die die meisten Schlagzeilen produziert haben. Er hat immer wieder große Projekte angekündigt, von denen viele versandeten, und er ist immer wieder ins Fettnäpfchen getreten, ohne dass es ihm peinlich gewesen wäre. Von den Hoteliers heißgeliebt, bei den Linksnationalisten verhasst - keiner polarisiert so wie Delgado.

Wer ihn als Journalist in Interviews erlebte, schätzte vor allem die klaren Worte. Wo andere Phrasen dreschen, kommt Delgado auf den Punkt. Wo andere sich der vor allem in der PP strengen Parteidisziplin unterwerfen, stellt Delgado Dinge in Frage. Und wo andere lieber Strippen ziehen, scheute Delgado auch nicht die offene Auseinandersetzung. Keine Frage, ohne Delgado wird es langweiliger in der Balearen-Politik.

Aber genauso klar ist auch, dass der Politiker mit der kleinen Körpergröße und dem großen Ego jede Menge politisches Porzellan zerschlagen hat. Dass die PP von der politischen Mitte weiter ins nationalspanische Lager gerückt ist, in dem antikatalanische Töne angeschlagen werden, ist mit ein Ergebnis des Einflusses von Delgado. Die politische Kultur lebt zudem nicht nur von markanten Argumenten und lebhaften Debatten, sondern auch von einem ethischen Amtsverständnis. Die großzügige Gehaltserhöhrung, die er sich in seiner Zeit als Bürgermeister in Calvià selbst genehmigte, oder die Einstellung seiner Lebensgefährtin im Tourismusministerium sind genau die Verhaltensweisen, die den Beruf den Politikers weiter in Verruf bringen. Und im Skandal um die Konzessionen für das Lokalradio in Calvià hat die Justiz noch nicht das letzte Wort gesprochen. Man wird also weiter von Delgado hören - und sicherlich nicht nur in der angekündigten Rolle des Familienvaters oder Anwalts.