Am 8. März ist Weltfrauentag. Entstanden ist er vor ziemlich genau hundert Jahren - im Kampf um Gleichberechtigung und für das Frauenwahlrecht. Zumindest in der westlichen Welt haben wir ihn längst gewonnen. Es ist deshalb nicht weiter schwer gefallen, diese Ausgabe fast ausschließlich mit starken Frauen zu füllen. Die Insel ist voll davon. Dass Frauen trotzdem immer noch nicht das Gleiche tun wie Männer, hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern liegt daran, dass wir selbst es so wollen.

Frauen und Männer sind nun mal nicht gleich. Es ist nicht jeder Fraus Sache Mülltonnen zu leeren oder Atomphysik zu studieren. Wenn sie es möchten, aber nicht tun - egal ob auf Mallorca oder in Deutschland - , trauen sie sich nicht. Dabei können Frauen in klassischen Männerberufen mindestens genauso erfolgreich sein wie ihre Kollegen. Die Bürgermeisterin aus Sant Joan (S. 9), die als Erste in einem mallorquinischen

Gemeinderat eine links-konservative Koalition schuf, ist das beste Beispiel. Kompromissbereitschaft, emotionale Intelligenz und ein Händchen für cleveres Haushalten machen Frauen zu tollen Politikern, Firmenchefs oder Existenzgründern (S. 30). Wenn Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen, haben sie schlichtweg nicht gut genug verhandelt - den Rest regeln Arbeitsrecht und Tarifverträge. Und dass die klassische Rollenverteilung nicht unüberwindbar ist, zeigten die Stickerinnen von Sant Llorenç (S. 28) schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Damals fingen die Männer an zu kochen, weil die Frauen mit ihrer Arbeit mehr verdienten. Solch pragmatische Überlegungen führen heutzutage immer öfter dazu, dass sie schnell wieder in den Beruf zurückkehrt und er die Kinder hütet. Die leidige, immer wieder eingeforderte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist durchaus möglich. Wenn nicht, liegt es in unserer eigenen Macht, das zu ändern - einfach Partner, Arbeitgeber oder Branche wechseln.

In diesem Sinne, einen schönen Frauentag, der natürlich, wie alle anderen 364 Tage, ohne Männer nur halb so schön wäre.