Wenn man der immer schwächeren Nebensaison auf Mallorca etwas Gutes abgewinnen will, dann vielleicht das: Das Aufwachen der Insel aus dem Winterschlaf fällt umso spektakulärer aus. Praktisch von einer Woche zur anderen verwandeln sich verlassene Strandpromenaden mit verrammelten Geschäften in pulsierende Zentren der Tourismusinsel, und in den bis dahin leeren Gängen von Palmas Flughafen Son Sant Joan bilden sich wieder lange Schlangen. Wobei natürlich nicht alle gleichzeitig erwachen. Während nordische Urlauber ihre Badekleidung ausführen und beim Stadtbummel schon Haut zeigen, haben viele Einheimische ihre Winter­jacken noch längst nicht im Schrank verstaut - bis Mitte Mai traut man dem Wetterbraten noch nicht, und an den Strand legt man sich eigentlich auch erst im Juni. Und während der Bußgang der Gläubigen zu Ostern das Straßenbild prägt, werden an der Küste schon Clubs eröffnet und in der Partyhochburg Magaluf wird leider bereits der erste tödliche Balkonsturz beklagt.

Das alljährliche Umschalten auf Hochsaison ist eine organisatorische Meisterleistung, die selten reibungslos über die Bühne geht. Hotels, die schon vor Ostern aufmachen, müssen hart kalkulieren - und mancher Urlauber ärgert sich, dass zum Beispiel die im Prospekt versprochene Betreuung der Jüngsten wegen zu wenig Kindern nicht stattfindet. Saisonkräfte werden noch eingelernt, Speisekarten versprechen mehr, als sie halten können. Und Bauarbeiten, für die den gesamten Winter Zeit war, finden in letzter Sekunde statt - vom Abriss eines alten Kiosks in Arenal über letzte Arbeiten an der Promenade von Can Picafort bis hin zur Umgestaltung der Strandbuden an der Playa de Palma. Die Insel läuft sich warm. Wenn man sich vorstellt, dass sich im August noch ein paar Urlauber mehr auf der Insel drängen dürften als vergangenes Jahr, genießt man diese Tage des Wechsels umso mehr. In diesem Sinne: Frohe Ostern!