Álvaro Gijón ist inzwischen auch so einigen deutschen Mallorca-Urlaubern ein Begriff - als der Mann, der gegen Sangría-Eimer und Bierflaschen an der Playa de Palma mobil gemacht hat. Der Tourismusdezernent in Palmas Rathaus hat sich in den Ring mit den deutschen

Boulevardmedien gewagt und ein Vorhaben durchgezogen, das zwar schon oft vollmundig angekündigt, aber kaum je auch nur im Ansatz in Angriff genommen wurde.

Es ist zwar nicht so, dass die Playa de Palma danach nicht wiederzuer­kennen wäre. So einige Probleme wurden nur zurückgedrängt. Hütchenspieler gehören keiner ausgestorbenen Spezies an, fliegende Händler versuchen auch unter Law-and-Order-Bedingungen ihr Glück, und das alltägliche Katz-und-Maus-Spiel zeigt weiterhin, dass ein Katalog mit Ordnungswidrigkeiten kein Allheilmittel ist. Wer zudem Grund zum Mäkeln sucht, findet davon reichlich in der hanebüchenen deutschen Übersetzung des Info-Flyers.

Wenn man aber nun Bilanz zieht, dann überwiegen die Erfolge, die Gijón vorweisen kann. Egal ob Urlauber, Überlebenskünstler

oder Kleinkriminelle - alle nehmen inzwischen die Benimmregeln ernst. Deutsche Touristen müssen an Ort und Stelle die Kreditkarte zücken, wenn sie über die Stränge schlagen - wer Exzesse sucht, checkt lieber in Magaluf ein. Strandmasseurinnen fühlen sich an anderen Stränden ungestörter, Hütchenspieler riskieren mit jedem weiteren Spielzug den Gang hinter Gitter.

Die Bilanz zeigt aber auch, dass es sich um einen vorläufigen Erfolg handelt - sobald die Polizei nachlässt, wird schnell wieder alles so, wie es vorher war. Zu verlockend ist das Urlauber-Eldorado als Einnahmequelle. Für langfristige Veränderungen müsste man sich schon intensiver mit den Problemen von Immigranten auseinandersetzen, die keine Alternative zum oft demütigenden Straßenverkauf sehen. Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass Palma allein nur begrenzt erfolgreich sein kann - an vielen Stränden Mallorcas gibt es inzwischen ähnliche Probleme.