Wenn nach zwei Jahren Tourismusrahmengesetz alle Unternehmer auf Mallorca, die mit den Urlaubern ihr Geld verdienen, der balearischen Landesregierung applaudierten, dann hätte sie wohl ein echtes Wunder vollbracht. Es ist nur logisch, dass die verschiedenen Branchen Klagegesänge anstimmen, um noch ein bisschen mehr beim Tourismusminister herauszuholen. Wenn jedoch derzeit im Grunde nur die Hoteliers zufrieden sind, dann muss sich Minister Jaime Martínez schon fragen, was falsch gelaufen ist.

Um mit dem Positiven zu beginnen: Das Tourismusrahmengesetz hat einen Innovationsschub ausgelöst. Rund 300 Hotels wurden grundsaniert, mehr als 500 Millionen Euro investiert, bis Jahresende sollen weitere 400 Millionen Euro folgen. Neue Vermarktungsmodelle werden erprobt, und die Landesregierung kann sich zugute halten, dass der wichtigste Wirtschaftsmotor auf den Inseln schnurrt. Die Rentabilität steigt, die hohen Arbeitslosenzahlen sind zuletzt deutlich gesunken, und auch der so wichtige Tarifvertrag für die Hotellerie ist in trockenen Tüchern.

Doch so kreativ das Gesetz wirkt, wenn es um die Verdienstmöglichkeiten der Hoteliers geht, so restriktiv ist es gegenüber den anderen Branchen, die auch auf ein Stück vom Tourismuskuchen angewiesen sind. Die Hoteliers dürfen mit zusätzlichen Angeboten im Revier von Gastronomen, Einzelhändlern oder Discobetreibern wildern, ohne dass diesen vergleichbare Chancen eröffnet werden. Und auch die Hürden in der Ferienvermietung sind weniger Qualitätsstandards, als ein großer Lobby-Erfolg der Hoteliers.

Der Tourismusminister mag Recht haben, wenn er die Innovationskraft der Hoteliers und wenig Handhabe gegen All-inclusive anführt. Doch er sollte nicht vergessen, dass seine Zielgruppe letztendlich die Urlauber sind, die noch andere Wünsche als ein Frühstücksbuffet hegen und die Insel nicht in erster Linie wegen der Hotelbauten in ihr Herz geschlossen haben.