Als der Trainer von Real Madrid, Rafa Benítez nach der 0:4-Demütigung im clásico gegen den Erzrivalen FC Barcelona von einem Journalisten gefragt wurde, ob er denn selbst die Aufstellung gemacht habe oder ob da nicht von Seiten des Clubs Einfluss genommen wurde, ließ der Übungsleiter der Königlichen Zweifel an seiner Autorität aufkommen. Die Antwort kam erst nach einer Pause, und sie war nicht eindeutig, was einem Offenbarungseid gleichkommt.

Doch Benítez ist offenbar nicht allein: Die Einflussnahme seitens der Präsidenten eines Fußballclubs scheint keineswegs auf die Eliteliga beschränkt zu sein. Auch die beiden deutschen Eigentümer der bedeutendsten Inselclubs neigen dazu, dem jeweiligen Trainer ihre sportlichen Vorstellungen deutlich mitzuteilen. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Immerhin handelt es sich bei dem Manager Utz Claassen und dem Unternehmer Ingo Volckmann um die wichtigsten Geldgeber ihrer Clubs, sie haben das Sagen. Und beide haben mit ihrem finanziellen Engagement womöglich die Vereine vor dem Verschwinden gerettet.

Problematisch wird es aber, wenn die beiden Investoren mit ihrer Einmischung den Trainern ihre Kompetenz absprechen. Im Falle von Utz Claassen mag der Rapport vor dem letzten Spiel verständlich gewesen sein. Der Präsident wollte das Team ermuntern und Trainer Ferrer noch einmal einschärfen, doch endlich etwas offensiver aufzutreten. Implizit gab er damit Ferrer aber zu verstehen, dass er sein Handwerk nicht versteht. Volckmann soll, so wird gemunkelt, sogar versucht haben, auf die Aufstellung seines Teams Einfluss zu nehmen, Ex-Trainer Gustavo Siviero ließ sich aber nicht reinreden. Nun ist er seinen Job los - ein Geschmäckle bleibt zurück. Mit Christian Ziege heuert nun ein weiterer Deutscher auf der Insel an. Die mögliche Botschaft: Die Spanier können es nicht. Frei nach dem Sprichwort: Am deutschen Wesen soll der Inselfußball genesen. ­Positive Konnotationen hat das freilich nicht.