Das letzte Kapitel der Finanzierung des Sóller-Tunnels ist noch nicht geschrieben. Das erste Kapitel - so viel ist mal klar - liest sich wie eine Anleitung zur Wirtschaftskriminalität: Man nehme einen korrupten Politiker und vergebe den öffentlichen Millionenauftrag an einen affinen Unternehmer. Dieser investiere dafür ein paar Millionen (damals in Peseten) in die Wiederwahl des Politikers und - man muss ja auch an den Ruhestand denken - ein paar weitere Millionen in eine private Stiftung des Politikerfreundes. Diese nervigen Linken decken die Korruption zwar auf und können sie sogar vor Gericht beweisen. Am Ende war aber schon alles verjährt. So einfach ist das. All diese Millionen zahlten die mallorquinischen Steuerzahler.

Auch im zweiten Kapitel der Tunnel­finanzierung sind die Dummen die Bewohner und Urlauber der Insel. Denn bei der Vergabe der 25-jährigen Konzession hatten die Volksvertreter offensichtlich nicht wirklich im Interesse ihrer Wähler verhandelt. Nur so war es möglich, dass ein Besuch im Orangen-Tal auch zwei Jahrzehnte später 10 Euro für Hin- und Rückfahrt kostete. Wenn Sie fiese mallorquinische Schimpfwörter lernen wollen, befragen Sie mal ein paar Eltern aus Bunyola zu dem Thema. Denn ihre Kinder besuchen die weiterführende Schule auf der anderen Seite der sündhaft teuren Unterführung in Sóller. Bei jedem Elternabend, Klassenfest oder Geburtstag von Schulkameraden sitzen die Eltern in jenen 10.000 Autos, die täglich durch den Tunnel fahren.

Umfrage: Wenn die Maut für den Tunnel fällt ...

Nun will der Inselrat - zurzeit in linker Hand - den ersten Helden der Geschichte spielen und dem Unternehmen den Goldesel frühzeitig entreißen. Die Überschrift für das neue Kapitel steht schon: „Kostenlos für alle ab 2017". Hoffentlich müssen wir in den späteren Absätzen dann nicht lesen, dass die aktuellen Politiker für diesen wiederwahlfördernden Titel abermals Millionenbeträge aus unseren Steuergeldern verschwenden, um die Entschädigung zu zahlen. Dann lieber ganz ohne Helden.