Schock hin oder her - die Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten kann den meisten Menschen auf Mallorca eigentlich ziemlich egal sein. Die USA sind weit weg, Import­beschränkungen können der Inselwirtschaft wenig anhaben, und falls wegen der in Zukunft womöglich schwächelnden Wirtschaft in manchen Quellmärkten ein paar Urlauber weniger auf die Balearen kommen, werden sogar einige aufatmen. Mallorca ist eine Insel in jeder Hinsicht, auf der jeder auch schon bislang die globalen Pro­bleme, Verwerfungen und Krisen erfolgreich ausblenden konnte. Und wer weiß - vielleicht wird ja alles gar nicht so schlimm, wie von vielen befürchtet, das Weiße Haus ist schließlich keine Wahlkampfzentrale.

Allerdings ist Donald Trump mit seinen Sprüchen und seiner Exzentrik weniger das eigentliche Problem, als dessen Symptom. Große Teile der Bevölkerung in den USA haben nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Bauch abgestimmt. Eine Rolle spielte dabei offenbar das Gefühl, von der politischen und wirtschaftlichen Elite im Stich gelassen worden zu sein, auch die Orientierungslosigkeit in einer immer unüberschaubareren Welt oder der Wunsch, den Problemen mit Krieg, Terror und Flüchtlingen den Rücken zu kehren - Protektionismus in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Das ist keine Haltung, zu der sich eine Mehrheit offen bekennt, aber der man doch seine geheime Stimme gibt, wie sich gezeigt hat.

Diese Haltung ist auch ein Problem Europas, Spaniens und Mallorcas. Bei der Abstimmung um den Brexit ging es ähnlich irrational zu. In Frankreich und Deutschland lehren rechtspopulistische Strömungen dem politischen Establishment das Fürchten. In Spanien ist durch die Immobilienblase und die lange Reihe der Korruptionsskandale viel Vertrauen verspielt worden. Man kann sich natürlich jetzt Sorgen machen, dass jemand wie Donald Trump Präsident des mächtigsten Landes der Welt wird. Sich an ihm abzuarbeiten, wird allerdings den eigent­lichen Problemen nicht gerecht.