Wenn ein guter Kompromiss darin besteht, es sich mit allen Seiten gleichermaßen zu verscherzen, ist Tourismusminister Biel Barceló der große Wurf gelungen. Seit er seinen Gesetzesentwurf zur Regulierung der Ferienvermietung vorgelegt hat, steht er im Kreuzfeuer der unterschiedlichsten Interessengruppen: Umweltschützer kritisieren die teilweise Legalisierung der Ferienwohnungen, schließlich sei die Insel jetzt schon völlig überlaufen. Die Ferienvermieter klagen, höchstens die Hälfte der zurzeit vermieteten Wohnungen genehmigt zu bekommen. Und auf der Gegenseite ist dem Hotelierverband auf Mallorca genau diese Hälfte schon viel zu viel. Man schwingt große Worte: Nichts weniger als die Existenzgrundlage für das wirtschaftliche Überleben der Insel stehe auf dem Spiel - hier können wohl nur die eigenen Millionenverdienste gemeint sein. Die gewohnte Rückendeckung erhalten die Hoteliers dabei von der konservativen Opposition im Balearen-Parlament, die gegen die „Verantwortungslosigkeit" der Linksregierung wettert und sich beschwert, am Ende würde man mit dem Gesetz „niemanden zufriedenstellen" und die ­Verantwortung lediglich auf die Eigentümergemeinschaft abwälzen.

Die Stärke des Entwurfs liegt aber genau darin, nicht alle zufriedenstellen zu wollen, sondern ein brenzliges Thema anzugehen, das die Vorgänger-Regierungen jahrelang ignoriert hatten. De facto eine Obergrenze für Urlauber festzulegen und den Hoteliers dabei ins Gesicht zu sagen, dass sie sich diese Besuchermassen mit privaten Vermietern teilen müssen, ist ein mutiger Schritt. Wenn jetzt Umweltschützer und Hotelierverband in seltener Einheit behaupten, „regulieren ist legalisieren", ist das nur die halbe Wahrheit. Regulieren heißt, Kriterien festzulegen, um teilweise zu erlauben und teilweise zu verbieten. Das nennt man Politik. Und wenn dabei viele Instanzen mitreden sollen -

Inselräte, Rathäuser und Eigentümergemeinschaften -, wird das Prozedere zwar langwierig und unübersichtlich, aber eben auch anpassungsfähig und demokratisch.