Die Nachrichten von Mallorcas Küste könnten nicht unterschiedlicher ausfallen. Auf der einen Seite wird das Meer rund um das Inselchen Sa Dragonera südwestlich von Mallorca unter Schutz gestellt - ein Meilenstein für die Bewahrung von Flora und Fauna am Meeresgrund. Auf der anderen Seite lassen Bakterien-Kolonien vor Palmas Küste auf die dortige miese Wasserqualität schließen. Hier ist am Meeresgrund von Flora und Fauna praktisch nichts mehr zu sehen.

Das zwiespältige Verhältnis Mallorcas zum Meeresschutz zeugt gleichermaßen von der Entschlossenheit der jetzigen Linksregierung, die natürlichen Ressourcen zu schützen, wie auch von dem begrenzten Handlungsspielraum und den Versäumnissen der Vergangenheit. Dem rasanten Tempo des Bau- und Tourismusbooms der vergangenen Jahre stehen Planungsmängel bei der Wasseraufbereitung gegenüber, in deren Folge Toilettenspülungen mitunter letztendlich im Meer münden. Überall auf Mallorca arbeiten Kläranlagen am Limit, und die nötige Erneuerung kommt langsam oder gar nicht vorwärts. In Alcúdia hat nach fast einem Jahrzehnt Verzögerung die Erweiterung der dortigen Anlage begonnen. In Can Picafort und Playa de Muro wird seit Jahren um einen neuen Standort gestritten - Einigung nicht in Sicht. Und in Palma muss man sich gedulden, bis es in Madrid wieder eine funktionsfähige Regierung gibt, die die Mittel für Millioneninvestitionen freigibt.

Diese Probleme sollte man nicht vergessen, wenn in den kommenden Monaten und Jahren die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete gefeiert wird. Nur wenn es gelingt, die Abwasserprobleme in den Griff zu bekommen, darf sich die Linksregierung als maritimer Naturschützer feiern lassen. Denn der Kurs bei den Meeresschutzgebieten ist vielversprechend: Die Projekte in der Pipeline sind zahlreich, werden von örtlichen Fischern mitgetragen und können auf Erfolge der Vergangenheit wie dem Nationalpark Cabrera bauen. Dort freilich halten sich die Abwasserprobleme in Grenzen.