Jede Stadt hat ihre Postkartenansichten und solche Gegenden, die Besucher in der Regel nicht zu sehen bekommen. Auch Palma - nur dass die Kontraste hier besonders eng beieinanderliegen. Direkt neben der bunten Airportwelt von Palmas Flughafen findet sich die Barackensiedlung Son Banya. Zwei Straßen hinter der hippen Flaniermeile von Portitxol stehen Sozialwohnungen, an denen der Immobilienboom spurlos vorübergeht. Und die künftigen Besucher des rund 110 Millionen Euro teuren Kongresspalasts werden sich zwischen Arbeiterkneipen, schlichten

Balkonen mit Wäscheleinen und leeren Parzellen die Beine vertreten können.

Zumindest in der ersten Zeit. Langfristig hat das Viertel Nou Llevant beste Chancen, zu einer attraktiven und innovativen Gegend zu werden. Für diese Entwicklung sprechen eine Reihe von Argumenten. Man kann sich eigentlich keinen Ort auf Mallorca vorstellen, der verkehrstechnisch besser angebunden wäre. Der Ausbau der Infrastruktur ist abgeschlossen, die Wirtschaftskrise vorbei. Juristische Streitereien, die sich aus politischen Machtwechseln und Grundstücksumwidmungen ergaben, sind weitgehend ausgestanden. Vor allem aber: Der Kongresspalast, eine Art städtebaulicher Leuchtturm mit hoffentlich großer Strahlkraft, kann endlich in Betrieb gehen.

Das Nou Llevant bietet die Chance, dass die Stadt vor allem auch für die Menschen, die hier leben und arbeiten, weiter an Attraktivität gewinnt und nicht zur historischen Kulisse für Sightseeing-Touristen verkommt. Hier können neue Dinge entstehen, über deren Modernität manch einer die Nase rümpft, und alte Dinge wie das gerade noch gerettete Gesa-Gebäude endlich in Wert gesetzt werden. Das Viertel, an dem bislang fast alle achtlos vorbeibrausen, könnte zu einem neuen Eingangstor Palmas werden. Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass wir im neuen Jahr schon etwas von diesem künftigen Nou Llevant zu sehen bekommen - und damit vom Potenzial dieser Stadt. Es liegen schließlich noch so einige Pläne in der Schublade.