Es gibt Aspekte, die sparen wir bewusst in der Berichterstattung aus. Dazu gehören in aller Regel die Identität von Beschuldigten oder Verdächtigen, soweit es sich nicht um Personen öffentlichen Interesses handelt, offensichtliche Fälle von Selbstmord oder auch Fotos von Leichen. Und auch beim Thema Terrorismusbekämpfung sollte nicht alles in der Zeitung stehen - Vorrang hat schließlich die Sicherheit. Aber wenn sich wie zuletzt terroristische Anschläge häufen, sich deren Muster wiederholen und die Sorge zunimmt, muss das Thema auch im Fall von Mallorca auf den Tisch - obwohl oder gerade weil die Insel seit dem Sieg über die baskische Terrororganisation ETA von Anschlägen verschont geblieben ist.

Einerseits gibt es Anlass zur Sorge. Wenn sich in vielen Bereichen offenbart, wie schlecht die politischen Institutionen der verschiedenen Ebenen auf den Balearen zusammenarbeiten, mag man sich nicht ausmalen, wie das im Bereich der Terrorabwehr abläuft. Je nach politischer Couleur, Tempo der Arbeitsabläufe und personeller Besetzung stehen sich die Institutionen gegenseitig im Weg. Da liegt die Entscheidung über Anti-Lkw-Sperren bei den Gemeinden, da sind je nach Kommune und Delikten Ortspolizei, Guardia Civil oder Nationalpolizei zuständig, und da schützen private Sicherheitsfirmen die Partytempel.

E-Paper: Mallorca-Party in Zeiten der Anschläge

Andererseits genießen die spanischen Sicherheitsbehörden zu Recht einen Vertrauensvorschuss. Sie haben jahrzehntelange Erfahrung mit der Bekämpfung des ETA-Terrorismus und die Terroristen schließlich auch in die Knie gezwungen. Im Bereich islamistischer Attentäter werden in Spanien praktisch jeden Monat Zellen ausgenommen, lange bevor sie zuschlagen. Die Polizei ergreift Gefährder prophylaktisch - ein Kontrastbild zu den Pannen­serien der Ordnungshüter in Deutschland.

Dürfen sich die Partygänger also sicher fühlen auf Mallorca? Zumindest sollten sie sich keine diffuse Angst einjagen lassen. Auch weil die Terroristen sonst ihr Ziel erreicht hätten.