Sicher, es gibt Mordfälle, die nie aufgeklärt werden. Weil die Täter alle Spuren verwischen konnten, weil die Ermittler geschlampt haben. Dennoch fällt es schwer, sich damit abzufinden, dass einer der spektakulärsten Kriminalfälle Mallorcas nie gelöst wird und in den kommenden Tagen, zumindest in Spanien, verjähren könnte. Vor 20 Jahren, in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1997, drangen offenbar Auftragsmörder in das Anwesen des deutschen Unternehmers Manfred Meisel ein und erschossen ihn, seinen achtjährigen Sohn Patrick sowie die Hausangestellte Claudia Leisten.

Manfred Meisel war nicht irgendwer: Er war der Besitzer des Bierkönigs, des damals größten und umsatzstärksten Vergnügungsbetriebs an der Playa de Palma. Nach seinem Tod teilten andere den Reibach mit den deutschen Party-Urlaubern unter sich auf: die Gebrüder Pascual, bis heute Besitzer des Bierkönigs, sowie Bartolomé Cursach, der Betreiber des Megaparks. Die Kontrolle über diese Ausschenken - es sind wahre Gelddruckmaschinen - verhalf ihnen zu Unternehmensimperien mit Hotels, Großdiskotheken, Fitnessstudios. Missliebige Konkurrenten hielten sie sich mit Erpressung und Einschüchterung vom Leib. Über ihre Geschäftsmethoden wird seit Jahren gemunkelt, aktenkundig aber sind sie erst seit ein paar Jahren. Das ist kein Zufall: Es bedurfte dazu erst des Falls ihrer politischen Verbündeten innerhalb der konservativen Volkspartei (PP) unter dem ehemaligen Balearen-Premier Jaume Matas und der Zerschlagung eines Korruptions-Netzwerkes innerhalb der Ortspolizei, die zu einer Art Hilfstruppe der Nachtleben-Fürsten degeneriert war.

Dieses System, so hoffen wir, gehört der Vergangenheit an, Cursach sitzt in Untersuchungshaft, Miquel Pascual ist nur unter Auflagen auf freiem Fuß. Natürlich soll hier nicht suggeriert werden, dass sie etwas mit dem Mord an Manfred Meisel zu tun hatten. Aber ihnen ein paar Fragen dazu stellen, was sie über die Hintergründe wissen, könnten die Behörden schon, jetzt wo diese Unternehmer den Nimbus der Unberührbaren verloren haben. Denn wirklich verjähren sollte dieser Fall nicht.

Den MZ-Report "Bierkönig-Mord vor der Verjährung" lesen Sie in unserer Printausgabe. Hier können Sie sich diese Ausgabe auch online herunterladen.

Hier