So ungeliebt das Kohlekraftwerk Es Murterar in Alcúdia bei Anwohnern, Umweltschützern und der Balearen-Regierung ist, so treue Freunde hat der Energie-Dinosaurier in Madrid. Die Anlage mag nicht die sauberste sein, aber sie habe eine lange Reihe von Vorteilen: Da wäre die Versorgungssicherheit - im Gegensatz zu Solarparks kann man hier immer einen Brikett nachlegen -, da wäre die Sicherung von qualifizierten Arbeitsplätzen, vor allem aber werden immer wieder die niedrigen Erzeugungskosten angeführt. Ist die Stromrechnung nicht ohnehin schon hoch genug?

Doch diese Argumente sind allesamt schwach oder schlichtweg falsch. Der regulierte Strommarkt auf der Insel ist verkorkst, und die Dreckschleuder Es Murterar spielt dabei eine zentrale Rolle. Schon allein die Brisanz des bereits eingesetzten Klimawandels ist Argument genug, die Anlage schnellstmöglich vom Netz zu nehmen - gesetzliche Emissionsauflagen hin oder her. Alles andere lässt sich regeln.

Dass mit der Abschaltung auf der Insel das Licht ausgeht, ist angesichts der Überkapazitäten in der Energieproduktion, der Zuverlässigkeit des Stromkabels und der in den Startlöchern sitzenden Solarpark-Investoren nicht zu befürchten. Dabei würde man es so manchem Gegner dieser seit Jahren debattierten Projekte wünschen, dass er ein paar Tage im Dunkeln säße und über die Herkunft seines Stroms nachdächte.

Statt auf den Verlust von Jobs zu schimpfen, sollten sich die Gewerkschaften lieber für eine schnelle Fortbildung der Kohle-Spezialisten einsetzen, damit diese zukunftsfähige Jobs in der Branche der erneuerbaren Energien finden.

Und wer 40 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr infolge der Abschaltung als schwerwiegendes Argument anführt, sollte auch sagen, welche weiteren Millionen-Beträge in Spaniens lobbystarker Stromwirtschaft verschwendet werden.

Mallorcas Energiemarkt, der bislang auf fossile Brennstoffe und Regulierung statt Wettbewerb setzt, braucht einen Neuanfang. Und dieser Neuanfang bedeutet das Ende von Es Murterar.