Wohin mit all den Autos?", schreibt mein Kollege Johannes Krayer und warnt in seinem Artikel vor einem Verkehrskollaps

auf der Insel.

Befeuert durch Schnäppchenangebote und den wirtschaftlichen Aufschwung hat beinahe jeder Einwohner auf den Balearen ein eigenes Auto. 969.234 Fahrzeuge waren 2016 gemeldet, nicht mit eingerechnet die vielen Mietwagen, die zwar hier unterwegs sind, aber offiziell auf dem Festland fahren. Schon in fünf Jahren könnten allein auf Mallorca eine Million Fahrzeuge unterwegs sein, befürchten Experten. Diese Entwicklung führt Mobilität ad absurdum. Wir treffen uns dann im nächsten Stau. Dabei ist der Verzicht auf das eigene Auto ist eine Bereicherung.

Der Inselstaat Singapur hat Ende letzten Jahres angekündigt, 2018 keine neue Pkw oder Motorräder mehr zuzulassen. Ein konsequenter Schritt. Schon seit Jahren liegt die Wachstumsrate des Registrierungen bei jährlich 0,25 Prozent. Wer ein Auto anmelden will, musste dies sehr teuer bezahlen und dazu noch bei einer Art Lotterie ­mitmachen.

Das Ergebnis: Auf 5,6 Millionen Einwohner kommen 600.000 Privat- und Mietwagen. Der Rest fährt Bus, Bahn oder Taxi. Das funktioniert, weil der öffentliche Nahverkehr eng getaktet ist. Sicherlich lässt sich das Modell Singapur nicht eins zu eins auf Mallorca übertragen, dafür ist die Insel zu groß und zu viele sind in abgelegenen Fincas auf ein Auto angewiesen. Doch an dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs führt kein Weg vorbei.

Die neuen Überlandbusse bieten Direktverbindungen ins Tramuntana-Gebirge und in den Südosten der Insel. Seit Kurzem fahren an den Wochenenden Nachtbusse zu den Ausgehmeilen und Wohnvierteln der Balearen-Hauptstadt. Diese Angebote müssen ausgebaut werden und billig bleiben. ­Warum fahren nachts keine Busse an die Playa und rollen die Züge nach 22 Uhr aufs Abstellgleis? Wenn dann noch eines Tages an jeder Ecke ein Auto zum Carsharing zur Verfügung steht, vergeht die Lust auf ein eigenes motorisiertes Vehikel wie ein Tag am Strand.