Der explosivste Satz in den bisher bekannt gewordenen E-Mails des Hoteliers Luis Riu bezieht sich nicht auf den mutmaßlich bestochenen Baudirektor in Miami Beach, sondern auf einen vom Hotelkonzern selbst eingestellten Inge­nieur, der sich offenbar um Einhaltung und behördliche Absegnung des Brandschutzes kümmern sollte: „Wir hätten ihn und seine Leute weiter bestechen sollen", ärgert sich darin der Besitzer der zweitgrößten mallorquinischen Hotelkette über ausbleibende Resultate. Bestechung, darum geht es auch in der Anklage der US-Staatsanwältin gegen den Baudirektor, den Hotelier und seinen Regionalmanager.

Dass Luis Riu, wenngleich in anderem Zusammenhang, diesen Ausdruck selbst benutzt, ist insofern entlarvend, weil es nicht das erste Mal ist, dass große Reisekonzerne und Hotelketten Geschäftspartner, Politiker, Bürokraten und auch Journalisten Vergünstigungen gewähren. Das kommt ständig vor: Zuletzt musste der balearische Tourismusminister Biel Barceló zurücktreten, weil er sich von der Globalia-Gruppe einen Kurzurlaub in der Dominikanischen Republik bezahlen ließ.

Die ausgedruckten E-Mails scheinen Schwarz auf Weiß zu belegen, als was Luis Riu derlei Landschaftspflege ganz unverblümt betrachtet: als Bestechung. Ob man die Korruption tatsächlich wird nachweisen und ahnden können, ist ungewiss: Die Ermessensspielräume eines Bau­direktors sind groß. Es habe kein quid pro pro gegeben, kein Hotelzimmer gegen die Genehmigung etwa eines Rauchabzugs, argumentieren die Anwälte.

In mancher Hinsicht ist es derselbe Ermessensspielraum, den auch ein Journalist bei der Berichterstattung über eine Tui-Programmvorstellung in einem Riu-Hotel hat. Denn auch das gehört zu diesem Thema: Alle größeren mallorquinischen Zeitungen, auch die Mallorca Zeitung, auch der Autor dieser Zeilen, haben sich wie auch viele andere deutsche Medien in der Vergangenheit zu Tui- und Riu-Veranstaltungen einladen lassen. Nein, wir waren nicht bestechlich, sagen wir. Luis Riu mag das vielleicht anders sehen.