Lieber Herr Arce,

unser fünfjähriger Labbi-Rüde reagiert auf andere Rüden respektlos. Wenn ihn ein Hund anbellt, dann bellt er zurück und springt auch hoch. Ignoriert ihn der andere Hund oder ist er total ruhig, bleibt er es auch. Er reagiert auch nicht auf jeden Hund so. Es scheint Unterschiede zu machen, wie der andere bellt und auch guckt. Wie kann ich ihm vermitteln, sich gar nicht für andere zu interessieren?

Wir haben noch seinen Bruder. Der ist zwei Jahre alt, und auch mit ihm wird es gerade anstrengend. Er findet nämlich jeden Hund toll und muss lernen, dass er nicht bestimmt, wo es hingeht. Ich möchte auch nicht, dass er sich das Verhalten seines älteren Bruders abguckt. Daher gehen wir immer zu zweit. Ich möchte aber auch allein mit beiden Rüden gehen können.

MfG, Julia & Bernd

Liebe Julia, lieber Bernd,

Sie haben ein Rudel und müssen dafür sorgen, dass Sie mit beiden Hunden gemeinsam spazieren gehen können. Ansonsten werden Ihre Probleme immer größer. Beide Hunde müssen lernen, dass Sie die Verantwortung für den Spaziergang tragen. Beim jüngeren Bruder ist es höchste Zeit, ihm beizubringen, wie ein Spaziergang ­abzulaufen hat. Die täglichen Spaziergänge mit Ihren Hunden sind ein wichtiger Teil der „Beziehungsarbeit".

Beim Gassigehen können Sie Ihren Hunden ohne viel Anstrengung zeigen, dass Sie die Verantwortung übernehmen und die Hunde nichts anderes zu tun brauchen, als Ihnen zu folgen. Die Hunde brauchen weder alles abchecken noch das Gelände rundum kontrollieren.

Das Besondere am disziplinierten Gassigehen nach meiner Methode ist eine klare Struktur. Ich empfehle Ihnen, etwa 90 Prozent des Spazierganges die Richtung vorzugeben. Das bedeutet, die Hunde laufen während dieser Zeit nur bei Ihnen, anstatt auf eigene Faust auf Entdeckungstour zu gehen. Dafür geben Sie den Hunden in den restlichen zehn Prozent des Spaziergangs Zeit.

Jeder Ihrer Hunde hat seine eigene Persönlichkeit. Vielleicht ist der eine empfindlich und der andere nicht. Diese Persönlichkeit müssen Sie respektieren und den Hunden zeigen, dass Sie die Situation unter Kontrolle haben. Wie sich ein Hund benimmt, liegt an uns selbst und unserem Verhalten. Wenn wir zu unserer Mitte zurückkommen und innere Ruhe finden, entspannt sich der Hund und kann die Aufgabe bewältigen.

Nach Ihrer Beschreibung läuft es bei Ihnen nicht immer so ruhig ab, wenn Sie anderen Hunden begegnen. Sobald Sie bemerken, dass sich einer Ihrer Hunde auf einen anderen Hund fokussiert, sollten Sie Ihren Hund dazu bringen, sich hinzulegen. Dabei ist es egal, ob er derjenige ist, der, wie in Ihrem Fall beschrieben, zu bellen anfängt oder nicht.

Was er jetzt braucht, ist zu wissen, dass Sie die Verantwortung ­tragen und ihm Ruhe geben.

José Arce