Eigentlich ist es ziemlich gewagt, Mallorca als grüne Insel zu vermarkten, wie es jetzt auf der ITB geschah. Zu viel liegt im Argen, und alle schönen Ankündigungen und Pläne sind eben genau das - Ankündigungen und Pläne. Einerseits sind Verbote von Plastiktüten oder Kaffeekapseln vorgesehen, und der Inselrat liebäugelt mit dem Flaschenpfand, andererseits sind die Recyclingquoten gering und die Menge des verbrannten Mülls auf einem neuen Höchststand. Einerseits sollen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bis 2050 von der Insel verbannt werden, andererseits fahren Einheimische wie Urlauber lieber mit Privat-Pkw und Mietwagen statt mit Bus und Bahn. Einerseits wirbt die Landesregierung mit einer Touristensteuer, deren Einnahmen in nachhaltige Projekte fließen, andererseits ist von deren Umsetzung noch fast nichts zu sehen.

Eine der größten Umweltsünden begeht Mallorca im Umgang mit dem Wasser. Zwar sind seit dem trockenen Sommer 2016 zahlreiche Projekte zum Sparen der wertvollen Ressource angelaufen. Doch in der Abwasseraufbereitung gehen Dinge schief, die nur schwer mit Umweltauflagen der Europäischen Union in Einklang zu bringen sind. Dass eine moderne Metropole wie Palma mit einer Urlauber­destination wie der Playa de Palma die Bucht regelmäßig mit Fäkalwasser verunreinigt, erinnert eher an ein Schwellenland, dem das Wirtschaftswachstum über alles geht. Auch wenn erst jetzt Initiativen die Missstände anprangern, bestehen die Probleme seit Jahrzehnten und sind auch mit der Wirtschaftskrise von 2008 nicht zu entschuldigen. Es wird viele Jahre und politisches Durchhaltevermögen benötigen, um den Umgang mit dem Abwasser auf ein akzeptables Niveau zu bringen sowie die Regenerierung der Ökosysteme in der Bucht von Palma zu ermöglichen.

Erst dann darf sich Mallorca als grüne Destination verkaufen. Alles andere ist ein bloßer Vertrauensvorschuss für eine Insel, die trotz der massiven gegenwärtigen Probleme das Zeug zum künftigen Vorbild hat.

Hintergrund: Report - vom WC direkt in die Bucht von Palma de Mallorca