Es ist, als ob es in Spanien keinen Platz mehr gibt für die gemäßigte Mitte. Nach der Niederlage in der Haushaltsdebatte ist die Minderheitsregierung von Pedro Sánchez mit ihrem Tanz zwischen den Extremen am Ende. Es gibt wohl keine Chance mehr, mit der separatistischen Regierung in Katalonien zu verhandeln. Sie ernst zu nehmen, ohne sie einzusperren oder niederzuknüppeln, aber ohne ihr andererseits die Unabhängigkeit in Aussicht zu stellen.

Es gibt wohl keinen Platz für eine Vergangenheitsbewältigung, die die Gräuel aus Bürgerkrieg und Franco-Diktatur sichtbar macht, ohne den Übergang zur Demokratie und die daraus erwachsene Staatsform der parlamentarischen Erbmonarchie anzuzweifeln - aber auch, ohne die Lehren der Vergangenheit zu ignorieren und zu einem hierarchischen Zentralismus zurückzukehren. Kein Platz für eine abwägende Mitte, die beim Thema Einwanderung auf europaweite Menschenrechtspolitik setzt, ohne Fremdenhass zu schüren oder nach der Pfeife erstarkender Neonazis zu tanzen - aber auch ohne die Augen für die Probleme zu verschließen, die aus Migration ohne Integration erwachsen.

Nein, es scheint, als ob politische Kompromisse und Pluralität auf dem Rückzug sind. Es ist die Stunde der Spalter, die das Land entzweireißen. Wer in der enger werdenden Mitte verharrt, fällt in den Graben. Opportunisten jeglicher Couleur beziehen Stellung an den erstarkenden Polen. Am Ende steht die zentralistische, königstreue und turbokapitalistische Rechte einer separatistischen, republikanischen und marxistischen Linken gegenüber. Doch während solch zugespitzte Duelle im Sport ihren Reiz haben, verheißen sie in der Politik immer Unheil.