(Hier lesen Sie den ersten und den zweiten Teil)

Cynthia, in ihrer Rolle als Veranstalterin des Heiratsmarkts, übernimmt es, den heiratswilligen Damen hinter dem Vorhang schonend mitzuteilen, was sie vor dem Vorhang erwarte. Nämlich ENTWEDER ein Publikum, das vorhabe auf ihre maßgefertigten Kreationen - von internationalen wie auch balearischen Star-Designern entworfene Hosenanzüge, Cocktailkleider, Blusen mit und ohne Puff-Ärmel, Oberteile zum Binden im Nacken und auf dem Rücken, Unterteile mit geometrischen Mustern in satten Farben und mit Ornamenten in typisch mallorquinischen Grundfarben - auf diese Wunderwerke der Modekunst also mit Buhrufen, Pfiffen, abfälligen Kommentaren und faulen Tomaten zu reagieren. ODER aber ein Publikum, das gestimmt sei jeden Zentimeter Busen, Bauch und Po mit Beifallsrufen, Bewunderungspfiffen, Klatschorgien und stehenden Ovationen zu feiern. Die Damen hätten also die Wahl. Dies sei die Probe aufs Exempel, der Augenblick der Wahrheit, der ultimative Lackmus-Test für die Heiratswilligkeit einer heiratswilligen Dame aus den besseren Kreisen.

Die Damen aus den besseren Kreisen bilden einen Beratungskreis. Und während vor dem Vorhang die Unruhe der heiratszimperlichen Herren wächst, beschließen die heiratswilligen Damen hinter dem Vorhang zur Tat zu schreiten.

Der Vorhang öffnet sich und ein Strom züchtig zugebundener, zugeknöpfter und reißverschlossener Damen ergießt sich auf den Laufsteg. Noch bevor jedoch die ersten Zuschauer ihren Unwillen äußern können, entfaltet sich vor ihren Augen ein Wunder. Ein Wunder, das es bisher nur einmal in der Geschichte gegeben hat, nämlich im Jahr 1766, anlässlich der Hinrichtung jenes berühmt-berüchtigten Jean-Baptiste Grenouille in Südfrankreich.

Mit anmutigen Bewegungen lockert hier eine Dame ihren Zweiteiler in Sonnengelb und löst da eine ihr lavendelblaues Vintage-Modell und lüpft dort eine ihren Sarong mit eingearbeitetem Schlitz und schon schimmern die ersten Zentimeter Haut unter Seide, Viskose und Spitze hervor. Und mit jedem abgelegten Kleidungsstück einer heiratswilligen Dame wird ein heiratszimperlicher Herr ein Stück heiratswilliger, wird schwach wie ein junger Bursche, der dem Zauber einer jungen Maid unterliegt, überwältigt von einem Gefühl, als stiegen lang unterdrückte Tränen in ihm auf, die sein Herz und seinen Geist verflüssigen und wegspülen. Sie sinken auf die Knie, die nunmehr heiratswilligen Herren, sie sinken noch tiefer, bis sie ausgestreckt am Boden liegen, zitternd und Gebete murmelnd, andere fallen sich weinend in die Arme, wieder andere schlenkern mit den Armen, zucken und grimassieren und packen sich wie Michael Jackson an gewisse Körperteile, hier springt einer von seinem Stuhl hoch, schnaubt heftig, zieht seine Brieftasche hervor und steckt sie entzückt aufschreiend wieder ein, dort drüben öffnet ein anderer sogar schamlos seinen...

Den Rest dieses Jahrhundert-Wunders muss der Autor Ihnen, verehrte Leser, aus Platz- und anderen Gründen vorenthalten. Näheres kann Ihnen aber Volkers Gattin berichten.