Bei der Berichterstattung über ein Verbrechen lernt man als Journalist, dass die Herkunft eines Täters nur dann eine Rolle spielt, wenn sie direkt etwas mit der Tat zu tun hat. „Uiguren greifen Polizisten in Peking an" zum Beispiel. Die Herkunft spielt hier eine Rolle, weil es sich bei den Uiguren um ein vom chinesischen Regime systematisch unterdrücktes Volk handelt. Hier gibt es eine Vorgeschichte.

Für uns Deutsche in Spanien spielt bei allen möglichen Geschichten das Deutschsein eine Rolle, da wir hier als eine Minderheit agieren. „Deutsche sollen Mädchen in Cala Ratjada vergewaltigt haben", ist gleichzeitig eine schreckliche wie auch legitime Schlagzeile, wobei es eigentlich egal sein sollte, woher die Verdächtigen stammen.

Vielen Deutschen war die Herkunft der mutmaßlichen Täter aber alles andere als egal. Angetrieben von einer rechten Hetzkampagne auf einschlägigen Websites und unter den Kommentaren des Artikels wurde behauptet, die Presse verschweige die wahre Herkunft der Täter, da es sich um Deutschtürken handle. Doch selbst wenn es sich um Söhne einer vor Jahrzehnten eingewanderten Familie handeln sollte - sie haben einen deutschen Pass, spielen in einem Kreisligaverein in irgendeiner Dorfmannschaft Fußball und sind genauso deutsch wie Hans Müller.

Jeder, der sich bei der Tat mehr um die Nationalität der mutmaßlichen Täter Sorgen macht, als um das Mädchen, wird von einer Ideologie getrieben, die man Rassismus nennt. Es sind Rassisten, die abwägen wollen, wie viel Prozent arisches Blut in den Adern fließt, dass man sich als „Bio-Deutscher" bezeichnen kann. Leider tappen viele in die Falle der Hetzer, denen es nur um Aufmerksamkeit geht.

Zum Hauptartikel: Hitzige Diskussionen um Vergewaltigung in Cala Ratjada