Im Nachhinein kann man sich nur wundern, dass die Justiz im Skandal um die Einleitung von Abwasser in die Bucht von Palma de Mallorca erst jetzt eingreift - mehr als 15 Jahre, nachdem Anwohner erste Beweise für die Dreckbrühe in der Badebucht geliefert hatten.

In dem Skandal auf Mallorca hat sich keiner der Beteiligten mit Ruhm bekleckert. Vorneweg die Stadtwerke Emaya, die weder die Prioritäten richtig gesetzt, noch die nötigen Mittel für die Modernisierung der maroden Kläranlage eingetrieben haben. Das balearische Umweltministerium und die Zentralregierung ließen Emaya finanziell im Stich - und schauten gleichzeitig großzügig über die Passivität und die Folgen für die Umwelt hinweg.

Aber auch die dritte und die vierte Gewalt hätten mehr tun können: Die Justizbehörden wurden trotz der offensichtlichen, systematischen und fortwährenden Verstöße gegen EU-Vorgaben nicht aktiv. Und die Medien beließen es lange Zeit bei punktuellen Berichten über die Klagen der Anwohner, statt wie sonst bei politischen Korruptionsfällen den Verantwortlichen auf die Füße zu treten.

Dass das Fäkalwasser über so lange Zeit in die Bucht fließen konnte und gleich mehrere Behörden versagten, ermöglicht es nun, die Verantwortlichkeit zu verwischen: Schuld war der Vorgänger, schuld war der Nachfolger, schuld waren die in Palma, schuld waren die in Madrid. Inkompetenz oder Folge der Wirtschaftskrise, Missmanagement oder kriminelle Energie?

Es mag ungerecht sein, dass nun ausgerechnet eine Emaya-Geschäftsführung in den Fokus der Justiz geraten ist, die die Probleme zumindest klar beim Namen nennt. Doch andererseits wird nun endlich einer der größten Umweltskandale auf der Insel systematisch aufgearbeitet.