Am Sonntag (10.11.) wird Spanien zum vierten Mal in weniger als vier Jahren ein neues Parlament wählen. Im Gegensatz zu den Spitzenpolitikern - sie sind bei der Bevölkerung wegen ihres sich gegenseitig blockierenden Verhaltens längst als „unreif" und „infantil" abgestempelt - liegt zumindest den Wählern die Regierungsfähigkeit trotz nerviger Déjà-vus sehr am Herzen. Hört man sich in den Straßen von Palma de Mallorca um, ist unter den Bewohnern statt Wahlmüdigkeit vielmehr eine starke Verpflichtung gegenüber der Demokratie spürbar.

„Ich fühle mich moralisch verpflichtet", „Ich will von meinem Wahlrecht Gebrauch machen", „Wählen ist ein Muss", kommt aus fast allen Mündern. Bis auf wenige völlig desinteressierte Ausnahmen wirken die Menschen wie Stehaufmännchen, die sich nicht durch die Versprechen der Politiker zum vierten Mal aufrichten, sondern aus eigenem Antrieb und demokratischem Pflichtbewusstsein.

Statt sich wie die Kandidaten in taktischen Grabenkämpfen zu verirren und sich in unversöhnlichen Blöcken gegenüberzustehen, geht es ihnen um ganz konkrete Themen, die endlich angegangen werden müssen. Da sind etwa der Langzeitarbeitslose und der überqualifizierte Akademiker, die durch einen Regierungswechsel auf Arbeit hoffen, der Familienvater, der schon an seine Kinder und deren Abnabelung vom Elternhaus denkt, und die Neuwählerinnen, die große Lust auf Politik haben. Selbst die Studentin, die fünf Tage vor der Wahl noch nicht weiß, ­welche Partei sie wählen wird, hat klare Vorstellungen, von dem, was sie einfordert. Spaniens Wähler, so der Eindruck, sind reifer als ihre ­Spitzenpolitiker, und das macht Hoffnung.

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