Das Drama spielt sich in Läden ab, in denen man die Kunden eines ganzen Tages an einer Hand abzählen kann. Hinter verschlossenen Rollläden mit Schildern, die die wenigen Kunden auf später vertrösten oder das Lokal direkt zum Kauf anbieten. In Gesprächen mit dem Steuerberater, der dazu rät, sich gleich ganz als Selbstständiger abzumelden. Shutdown, Restriktionen, Reisewarnung - die Corona-­Krise rüttelt an der Existenz sehr vieler Unternehmer auf Mallorca, der einheimischen, aber gerade auch der ausländischen, die auf das Kommen der Urlauber und der Zweithausbesitzer angewiesen sind. Manche schlagen sich irgendwie durch, manche schalten auf den Stand-by-Modus um, manche versinken bereits in Winterstarre. Andere stehen vor dem Aus.

So weit die Lagebeschreibung. Aber was tun? Auf die Politiker und improvisierte Entscheidungen schimpfen? Auch wenn die neueren Restriktionen zu Maske und Rauchverbot wie Aktionismus wirken, wäre es gefährlich, nicht alles zu versuchen, was die Pandemie in Schach hält.

Unter die Verschwörungsanhänger gehen? Ihre Thesen mögen Erklärungen für eigentlich nicht erklärbare Umstände liefern, helfen aber in der Sache nicht weiter und sind bei Tageslicht betrachtet nur ein leicht nachvollziehbarer psychologischer Reflex.

Oder wir können es mit Solidarität versuchen, gerade auch in der von Individualismus geprägten deutschsprachigen Community der Insel. Die Liste der weiterhin geöffneten Geschäfte auf der MZ-Website ist auf riesige Resonanz gestoßen. Das zeigt, wie wichtig es ist, gerade jetzt zusammenzustehen, statt uns in den sozialen Netzwerken anzubellen. Zu schauen, wo man einander unter die Arme greifen kann, sei es in Form von verantwortungsvollem Konsum, Ratschlägen oder praktischer Nachbarschaftshilfe. All das werden wir in den kommenden Monaten dringend auf Mallorca brauchen.