„Das ziehe ich hier durch, bis Ende des Jahres", sagt Christine Dünnebeil. In Son Fé, ihrem Geschäft für Delikatessen und Dekoration in Alcúdia, steht sie inzwischen allein hinter dem Tresen, ohne Angestellte. Aber es ist ohnehin nicht mehr viel zu tun. Nachdem der kleine Tourismusaufschwung im Juli noch ein bisschen Laufkundschaft beschert hatte, ging es nach der Reisewarnung aus Berlin am 14. August stetig bergab, und in den vergangenen Tagen versiegte der Strom der Urlauber in Alcúdia dann fast vollständig. Und trotzdem: „Ich werde weiterarbeiten und plane, täglich durchgehend von 10.15 bis 16 Uhr zu öffnen, mit Option auf Verlängerung, sollte sich die Frequenz der Kunden steigern", sagt Dünnebeil. „Die Hoffnung stirbt zuletzt."

Damit die wenigen verbliebenen Urlauber sowie die deutschsprachigen Residenten zu ihrem Geschäft finden, nimmt die Unternehmerin an einer vergangene Woche auf der MZ-Website gestarteten Aktion teil. „Wir haben auf - trotz Corona-Krise", lautet das Motto. In einer Liste auf der Startseite veröffentlichen wir kostenlos alle deutschsprachigen Anbieter, die auf sich und ihre Dienstleistungen aufmerksam machen wollen. Mehr als 300 Betreiber unter anderem aus den Bereichen Gastronomie, Tourismus und Einzelhandel haben sich bislang gemeldet, die Liste mit Infos zu Produkten, Öffnungszeiten und Kontaktdaten wird fortlaufend aktualisiert.

„Zumachen kommt nicht infrage", sagt auch Indra Liebetanz, Eigentümerin der Stellar Gold Gallery, die erst im Juli eröffnet hatte - eigentlich sollte es im Frühjahr losgehen, doch da kam der Shutdown dazwischen. Liebetanz will die Konzepte Kunstgalerie und Tattoo-Studio verbinden. „Wir werden alles in Bewegung setzen, um den Umständen zum Trotz unsere Leidenschaft leben zu können - Kunst und alles was damit zusammenhängt", so die Inhaberin, die auf 100 Quadratmetern „Unikate von abstrakt zu Pop-Art" anbietet. Kosmos, Natur und Tiere gebe es dabei nicht nur auf Leinwand, sondern auch auf Haut - ein Stockwerk höher werden die Tattoos gestochen.

Die Galerie befindet sich im Carrer Sant Francesc in Palmas Zentrum - und auch hier ist es angesichts der zunehmenden Trostlosigkeit im Geschäftsleben ringsherum schwierig, optimistisch zu bleiben. An immer mehr Läden gingen die Rolläden herunter, beobachtet Liebetanz, ein Copyshop und ein Supermarkt hielten noch die Stellung.

Selbst die Filialen großer Ketten hätten derzeit mit dem massiven Ausbleiben der ausländischen und auch einheimischen Kundschaft zu kämpfen - umso schwieriger sei es, sich als neues Geschäft zu behaupten. Damit dennoch Kunden vorbeikommen, bietet die Galerie nun in einer Aktion an, in die Jahre gekommene Tattoos aufzufrischen.

Auch Bettina Dross muss erleben, wie um sie herum nach und nach Läden schließen - ihr Kosmetikinstitut befindet sich im deutschen Touristen-Hotspot Peguera neben dem Schwarzwald-Café, das derzeit ebenfalls die Stellung hält. „Ich mache weiter", sagt die Unternehmerin - empfängt Kunden derzeit aber angesichts der fast vollständig ausbleibenden Laufkundschaft nur noch nach Anmeldung. Auf 20 bis 25 Prozent sei der Umsatz inzwischen gesunken. Nicht nur die Urlauber blieben nun fast vollständig aus, es seien derzeit auch merklich weniger deutschsprachige Residenten auf der Insel, hat die selbstständige Unternehmerin beobachtet.

Es sei ein Wechselbad der Gefühle: Nach der Eröffnung ihres Geschäfts im Frühjahr vergangenen Jahres habe sie im März dieses Jahres erstmals volle Auftragsbücher gehabt. Dann kam der Shutdown, danach wieder so etwas wie Aufbruchstimmung, jetzt herrsche wieder Ungewissheit. Die Einnahmen im August hätten gerade einmal die Miete eingebracht. Jetzt werde sie mit ihrer gestoría durchrechnen, mit welchen Summen sich das Weitermachen lohne. „Wir können keine Pläne machen. Was soll im Frühjahr anders sein?"

Alle Adressen finden Sie hier. Für die Aufnahme in die Liste der Geschäfte senden Sie uns bitte die Informationen zum geöffneten Betrieb (Name des Lokals, Produkte, Standort, Kontaktdaten, Öffnungszeiten) per E-Mail an community@mallorcazeitung.es, per Facebook-Nachricht (www.facebook.com/MallorcaZeitung) oder per Whats-app-Nachricht an die Nummer +34 629 73 77 44.