Seit Wochen fordert diese Zeitung von der Balearen-Regierung ­Erklärungen über die offenkundigen Unstimmigkeiten bei der für die Bundesregierung, und daher auch für Mallorca so wichtigen ­Sieben-Tage-Inzidenz, also den Corona-Neuansteckungen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen.

Die Antworten von Pressesprechern, Ab­teilungsleitern und Ministern sind mal hinhaltend („wir melden uns"), mal hilflos („schwer zu erklären"), mal entwaffnend ehrlich („Informatikfehler"). Maria Antònia Font, Generaldirektorin im ­Gesundheitsministerium, hat den Sachverhalt am Mittwoch (16.9.) dreieinhalb Minuten dargelegt, nur um am Ende unbestimmt einzugestehen, dass die von Madrid ins Ausland gemeldeten Zahlen nur „wenig" mit den tatsächlichen übereinstimmen.

Häufig ist auch ein kaum unterdrücktes Seufzen wahrzunehmen, was die Deutschen da jetzt schon wieder wollen. Dahinter mögen sich Unterschiede in der Wahrnehmung verbergen: Auf den Gedanken, dass die Inseln, Stand heute, kein „Risikogebiet" sein könnten, kommt hier niemand, zu eindeutig sind die ­Zahlen von Covid-19-Patienten auf der Intensivstation, die Ausbrüche in Seniorenheimen, die Todesfälle.

Geseufzt wird aber wohl auch über eine unübersichtliche Zahlenflut, komplizierte Protokolle zur Erfassung und zum Abgleich der Daten sowie vielleicht auch über die Ineffizienz so mancher beteiligten ­Behörde.

Doch es hilft alles nichts: Die Inzidenz muss korrekt aus­gewiesen werden. Es sind diese Werte, die überregional und inter­national bei Einschränkungen des Reiseverkehrs entscheidend sind. Einer derart vom Tourismus abhängigen Region kann das nicht gleichgültig sein. Sie muss zuverlässige Daten liefern. Zu diesem Schluss kamen wir übrigens schon vor drei Wochen in einem Leitartikel. Seither ist nichts passiert. Es gibt immer noch keine ­tragfähigen Daten. Und die Balearen verspielen weiter Vertrauen.