Als die Bundesregierung die Balearen im Sommer zum „Risikogebiet" erklärte, war schwer vorstellbar, was nun tatsächlich eingetreten ist: Die Inzidenz der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in Deutschland hat die der Balearen überschritten, Tendenz steigend. Das „Risikogebiet" scheint die Pandemie momentan nicht schlechter im Griff zu haben als die Bundesrepublik. Verständlich, dass so mancher Deutscher entschieden hat, die kommenden Wochen lieber auf der Insel zu verbringen als im heimatlichen „Lockdown light".

Dennoch ist es natürlich naiv und gefährlich, zu hoffen, dass die Deutschen nun in Strömen nach Mallorca. Gesundheits­experten sind sich einig, dass Mobilität so weit wie möglich eingeschränkt werden muss. Und das Ansteckungsrisiko auf Mallorca ist ja nicht gesunken, nur weil es anderswo gestiegen ist. Im Gegenteil: Es drängt sich die Frage auf, wann von balearischer Seite aus endlich ähnliche Einreiseregelungen wie in Deutschland etabliert werden. Momentan kann jeder auf die Insel kommen und das Virus theoretisch einschleppen. Quarantäne- oder Testpflicht gibt es nicht. Weder für Einreisende aus dem Ausland noch vom Festland.

Es wird Zeit, dass die Politik das ändert. Nicht, um Urlaubern oder Zweithausbesitzern das Leben zu erschweren, sondern um zu verhindern, dass die Infektionsrate auf Mallorca wieder in ungeahnte ­Höhen schießt und die kommende Sommersaison gänzlich ins Wasser fällt. Wir leben auf einer Insel, da kann - da darf - es nicht so schwer sein, flächendeckende Einreise-Tests zu etablieren. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Ministerpräsidentin Francina Armengol PCR-Tests am Flughafen aus organisatorischen Gründen kategorisch ausschließt. Eine Lösung muss her - sonst wird das „Risikogebiet" seinen Titel vermutlich noch länger behalten.