Noch weitgehend unbemerkt von der mallorquinischen Öffentlichkeit rollt eine von deutschen, schweizerischen und österreichischen Mallorca-Freunden getragene Welle der Solidarität mit jenen Menschen auf der Insel, die von der Corona-Krise am schwersten betroffen sind. Ein Sattelzug voller Hilfsgüter ist bereits auf der Insel eingetroffen, ein weiterer Lastwagen wird an diesem Donnerstag erwartet. Ein deutsches Paar stiftet der Hilfsorganisation Tardor zwei Wohnheime. Tatkräftige Frauen bauen im Süden der Insel Essensausgaben aus und können dabei auch auf die Spenden einer Supermarktkette zurückgreifen. Den Transport dieser Lebensmittel organisiert seit mittlerweile zehn Jahren eine Privatinitiative. Große Immobilien- und Finanzunternehmen rufen ihre Kunden zu Spenden auf und sammeln in wenigen Tagen fünfstellige Beträge. Eine Truppe von Residentinnen tanzt für den guten Zweck. Und schließlich plakatiert ein anonym bleibender Deutscher die Innenstadt Palmas mit sonderbaren, weil wenig zielführenden Plakaten.

All dies zeigt einmal mehr, wie sehr vielen Deutschen, Schweizern und Österreichern diese Insel ans Herz gewachsen ist und wie sehr sie bereit sind, auch in schwierigen Zeiten zu ihr zu stehen. Die Hilfe tut dringend not, und es ist großartig, dass sie nun auf diese Weise fließt. Dabei ist es doch vordringlich die Aufgabe des Staates, den Bürgern ein würdiges Leben zu garantieren - und nicht privater Wohltätigkeit. Auf Mallorca muss sich etwas ändern, damit in einer Krise wie dieser nicht so viele Menschen mittellos auf der Straße stehen, sondern für sich selbst sorgen können. Es braucht Arbeitsplätze und Qualifikationen. Die Pandemie birgt die Chance, die Insel besser und nachhaltig aufzustellen. Das in der Notlage gezeigte Engagement berechtigt in vieler Hinsicht dazu, sich auch in diese Debatte einzuschalten und Gehör zu finden.