Am 17. Februar fiel die berüchtigte 7-Tage-Corona-Inzidenz auf Mallorca erstmals seit Monaten unter die von Berlin willkürlich festgelegte Schwelle von 50. Das ist drei Wochen her. Mittlerweile ist die Inzidenz sogar auf die Hälfte gesunken. Dennoch betrachtet die Bundesregierung, wie jetzt vom Robert Koch-Institut mitgeteilt, die beliebteste Ferieninsel der Deutschen weiterhin als "Risikogebiet". Den Hoffnungen auf eine spürbare Wiederbelebung des Tourismus schon zu Ostern versetzt das erst einmal einen Dämpfer.

Als Inselbewohner und Mallorca-Freund möchte man jetzt laut aufschreien: Schaut sich denn in Berlin keiner diese Zahlen an? Hat es sich dort noch immer nicht herumgesprochen, wie sehr das Fortbleiben gerade der deutschen Besucher der Wirtschaft hier zusetzt, wie schwer gebeutelt diese Insel von den Auswirkungen der Pandemie ist?

Doch wie bei so vielen Aspekten dieser Pandemie wird Empörung nicht der Komplexität der Lage gerecht. Dass die Bundesregierung die mit der Risikogebiet-Einordnung einhergehenden Quarantäne- und Test-Auflagen nicht lockert, obwohl die Zahlen es hergäben, ist konsequent. Angela Merkels Rede: Bis wir die Pandemie nicht besser im Griff haben, müssen wir die Mobilität einschränken, und wenn wir sie schon nicht verbieten können, dann zumindest behindern. Und leider hat sie damit wahrscheinlich recht, so weh es auch dieser Insel tut.

Den gleichen Kurs verfolgt übrigens auch Spanien, deren Zentralregierung und Regionen dieser Tage ebenfalls die Mobilität zwischen den einzelnen Landesteilen zu Ostern einschränken wollen. Will heißen: Festland-Spanier werden in der Semana Santa überhaupt keinen Urlaub auf Mallorca oder den Balearen-Inseln verbringen können. Sie werden also, im Unterschied zu den Deutschen, noch nicht einmal die Option haben, sich den Insel-Aufenthalt mit Quarantäne-Auflagen zu ermöglichen.

Auch die Balearen-Regierung trägt diesen Kurs mit, wenngleich sie es offiziell so nicht zum Ausdruck bringt und eher darauf vertraut, dass die anderen spanischen Regionen ihre Bürger nicht verreisen lassen werden und sie deswegen die Insel gar nicht erst abriegeln muss. Nur für die mallorquinischen Studenten, die auf dem Festland studieren, wird es wohl eine Ausnahme geben.

Fazit: Es ist nicht nur für die Bundesregierung zu früh, den Reiseverkehr wirklich wieder freizugeben. Auch wenn die Inzidenz-Zahlen Anlass zu Optimismus geben - das Coronavirus ist noch da, es könnte wieder zuschlagen. Besser nichts überstürzen, kein Risiko eingehen. Eine erneute Pandemie-Welle würden auf Mallorca nur die wenigsten Unternehmen überleben. Also weiter die Zähne zusammenbeißen, impfen, testen. Das schließt eine vorsichtige Wiederaufnahme der Reisetätigkeit, ja sogar den einen oder anderen Osterurlaub, die eine oder andere Hoteleröffnung nicht aus. Reisen ist nicht verboten, aber eben nur unter Beachtung aller Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen möglich und vertretbar. Damit die Insel schon sehr bald ganz offiziell kein Risikogebiet mehr ist und allen ein sicheres Reiseziel sein kann.