Nach dem Bashing die Lobhudelei: Wurde gerade noch in der öffentlichen Debatte in Deutschland vor dem „Mutantenschmelztiegel" Mallorca gewarnt, ist die Insel für viele nun Vorbild: Schaut her, so geht es, behutsam öffnen und gleichzeitig die Corona-Zahlen unter Kontrolle halten. Es ist eine Argumentation, die gerade in der Reisebranche widerhallt, und in der Tat ist die Lage besser, als von vielen befürchtet.

Ostern hat sich bislang nicht in der Corona-Kurve niedergeschlagen, wenn man von leichten Ausschlägen absieht. Die doppelt getesteten Oster-Urlauber fanden Wege, ihre Zeit auf Mallorca trotz Restriktionen zu genießen, nur gut zwei Dutzend wurden ins „Corona-Hotel" eingewiesen. Und auch die Lage auf den Intensivstationen ist unter Kontrolle, wenige Betten sind belegt. Die Begriffe Lockdown und Triage spielen - im Gegensatz zu Deutschland - in der Corona-Debatte auf Mallorca keine Rolle.

Ganz klar, die Lage kann sich ganz schnell wieder ändern - Stichwort Mutation. Und mit dem bisschen Tourismus kann nur ein Bruchteil der Urlauberbranche sein Auskommen finden. Aber die Insel hat ein Etappenziel erreicht: Sie zeigt, dass sich ein behutsamer Saisonstart und verantwortungsvolle Pandemie-Bekämpfung nicht ausschließen.

Das ist auch von daher wichtig, weil man angesichts der wackligen Prognosen zum Impffortschritt nicht die allseits beschworene Herdenimmunität abwarten will, um das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben zu reaktivieren, wie jetzt auch Ministerpräsidentin Francina Armengol einräumte.

Ist es die Maskenpflicht, die nächtliche Ausgangssperre, die richtige Kombination von Regeln und Kontrollen, gewachsenes Verantwortungsbewusstsein - oder einfach Glück? Die Antwort hat viel Spekulatives. Sicher ist: Ein „Weiter so" wäre nicht die schlechteste Strategie - auch nach dem Ende des spanienweiten Alarmzustands.