Junge, Junge, das ging schnell. Die Entscheidung fiel am Montag, die Verkündung am Dienstag, die Eröffnung am Donnerstag. Und dann kamen die Glücksgefühle.

Am Donnerstag (20.5) hat die Ballermann Kult-Kneipe Bierkönig erstmalig in diesem Jahr ihre Pforten geöffnet. Und das ging so schnell, dass ein PCR-Test für den Spontanflug nach Mallorca kaum mehr rechtzeitig zu bekommen war. Dem Bierkönig ist bei der Kurzfristigkeit durchaus Absicht zu unterstellen, wollte man doch Gedränge in der Schinkenstraße um jeden Preis verhindern.

Und so versammelten sich „nur“ knapp 150 deutsche Urlauber, die sowieso auf der Insel waren, am Mittag vor dem Bierkönig. Den weitesten Weg nahmen zwei Urlauber auf sich, die mit dem Taxi aus Can Picafort anreisten. Für 80 Euro. Soviel ist ein Besuch im Bierkönig den eingefleischten Fans wert.

Einer, der davon profitiert, ist Paco, 57 Jahre alt und seit zwei Jahrzehnten Taxifahrer. Er ist vollkommen aus dem Häuschen, als er erfährt, dass die Schinkenstraße wiederbelebt wird. „Das ist super. Das ist gut für Mallorca. Wenn der Bierkönig öffnet, dann kommen die Touristen zurück“.

Dass der Bierkönig auch für seine Ausschreitungen und Exzesse berüchtigt ist, ist dem Mallorquiner vollkommen egal. „Wir verdienen wieder Geld. Wir können unsere Familien endlich wieder ernähren. Was interessieren mich denn da die Trinkgelage?“ Natürlich sehen das nicht alle so auf Mallorca, offiziell will man diese Spezies Urlauber eigentlich gar nicht mehr. Doch das mit dem Geld ist ein Argument, das schwer wiegt.

Um 12.30h treten drei Security-Mitarbeiter des Bierkönig vor die Tür des Erlebnis-Tempels und begannen still und leise mit der Arbeit. Einlass nur mit QR-Codes, die abgescannt werden. Die Menschen stehen ruhig und brav mit Maske in der Schlange. „Das Leben hat wieder einen Sinn“, sagt ein wartender Urlauber, „das ist einer der schönsten Tage in meinem Leben“ ein anderer. Viele haben Gänsehaut beim Einlass. Lächelnde Gesichter sind unter den Masken zu erkennen, trotz der Corona-Schutzmaßnahmen.

Nur vier Leute dürfen an einen Tisch. Kontrolliert wird das von extrem wachsamer Security und geschulten Kellnerblicken. Fehler dürfen keine gemacht werden. Kein einziger. Die Angst sitzt den Gastronomen im Nacken. Zu frisch sind die Erinnerungen an den Juli 2020, als ein Abend in der Bierstraße nach Ansicht der Behörden zu sehr eskalierte und in der Konsequenz die Läden in der Bier- und Schinkenstraße für drei Monate dicht machten.

Auch den Gästen ist - zumindest im nüchternen Zustand - vollkommen bewusst, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, und so beginnt der Kneipenmittag fast mit Ehrfurcht und Dankbarkeit. Und siehe da, die vielgescholtenen Ballermänner wissen sich zu benehmen.

„Ein, zwei Ausfälle gibt es immer“, sagt ein Kellner im Vorbeigehen. Doch das Publikum weiß, das Vollgas derzeit noch keine optimale Form des Urlaubs darstellt. Sie sitzen an den Biertonnen, machen Selfies, die allesamt auf Facebook oder Instagram von der Community bejubelt werden,

Die Botschaft: „Die Saison ist gestartet“. Und genauso reagiert die gesamte Playa de Palma. Im Sauseschritt werden nun die Restaurants, Kneipen und Bars fit für die Saison gemacht. In zwei Wochen wird, wenn der Besucherandrang so weiter geht, die Playa kaum noch von dem zu unterscheiden sein, was sie einst mal war: die beliebteste Partymeile der Deutschen. Möge bloß nichts mehr dazwischen kommen - und keiner über die Stränge hauen.