Drücken wir es überspitzt aus: Ab Freitag ist der Tod auf Mallorca eine Kassenleistung. Ab dem 25. Juni können Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde auf den Balearen Anträge auf aktive Sterbehilfe annehmen. Über ihre Bewilligung oder Ablehnung soll dann in maximal zwei Monaten entschieden werden. Bei Bewilligung müssen Ärzte und Pfleger den Tod einleiten. So wie sie sonst, sagen wir, eine Krebstherapie anordnen und umsetzen.

Das ist nicht nur für viele Mediziner eine ungeheuerliche Vorstellung. Doch ihre Bedenken werden kaum noch thematisiert. Die Entscheidung ist gefallen. Die aktive Sterbehilfe wird in der spanischen Öffentlichkeit, besonders in jener links von der politischen Mitte, als eine große gesellschaftliche Errungenschaft präsentiert, fast schon ebenbürtig mit der Gleichstellung der Frau und auf jeden Fall auf einer Stufe mit der Anerkennung anderer sexueller Identitäten.

Bei der Verabschiedung des Gesetzes wurde im Parlament regelrecht gejubelt, und hier auf Mallorca zeigt sich die Balearen-Regierung stolz darauf, dass die Umsetzung in nur drei Monaten angegangen wird, schneller als anderswo und so zügig wie sonst in kaum einem anderen Thema.

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Doch ist das wirklich eine gute Nachricht? Ich weiß es nicht. Ich kann nachvollziehen, dass Menschen in bestimmten Situationen nicht mehr leben wollen. Und ich neige dazu, dass sie das Recht haben sollen, darüber zu entscheiden. Auch dass beim Sterben möglicherweise Unterstützung nötig ist, leuchtet ein.

Doch ist mir unwohl dabei, wenn die aktive Sterbehilfe schon fast zur Therapieoption wird, wo es doch meist auch andere Möglichkeiten gibt, wie Palliativmediziner berichten. Und ich weiß ganz sicher, dass die Entscheidung über Leben und Tod zu existenziell, zu komplex, zu intim ist, um sie in politische Schablonen zu fassen und nach Effizienzkriterien zu beurteilen.