Deutsche Theorie und mallorquinische Praxis

Versprechen, verbindlich erklären, zusichern, etwas Bestimmtes zu tun

Niemand geringerer als William Shakespeare konstatierte, dass „ein gegebenes Versprechen eine unbezahlte Schuld ist“. Dem entgegengesetzt besagt eine hiesige Redewendung ganz nach dem Motto Fragen kostet nichts: „Versprechen macht einen nicht arm“ (Es prometre no fa pobre) – was nicht vollends zutreffen mag, denn mit der Zeit kommt die Glaubwürdigkeit abhanden, wie der römische Dichter Horaz bereits vor über 2.000 Jahren feststellte: „Viele Versprechen mindern das Vertrauen.“ Der feine Unterschied besteht darin, dass „Fragen eine Höflichkeit ist, Versprechen geben eine Bereitschaft“ (Demanar és cortesia i prometre és voluntat), da bei Letzterem eine Verpflichtung eingegangen wird. Die Wertschätzung des Regenfalls für die Landwirtschaft spiegelt sich in einem Sprichwort wider, laut dem „Versprechen eine Wolke ist, das Geben hingegen Regen ist“ (Es prometre és nigul, es donar és pluja). Der französische Diplomat Françios de La Rochefoucauld bemerkte: „Wir versprechen aus Hoffnung und halten aus Furcht.“ Denn gemäß einer mallorquinischen Redensart gilt: „Die Versprechen können sich verflüchtigen, die Tatsachen aber nicht“ (Ses promeses se poden esfumar, es fets no). Als Einzige sind die Schöpfer aus dieser Zwickmühle befreit, denn „nur die Götter können versprechen, da sie unsterblich sind“ (Només els déus poden prometre, perquè són immortals). Samuel Etoo, der ehemalige Topstürmer aus Kamerun der Primera Division, stellte zynisch fest: „Ich bin niemand, der 50 Tore versprechen kann; was ich aber schon versprechen kann, ist wie ein Schwarzer zu rennen, um zu leben wie ein Weißer“ (No sonc ningú per prometre cinquanta gols; el que sí puc prometre és córrer com un negre per a demà viure com un blanc).