Es ist ziemlich leicht, die Tramuntana zu unterschätzen. Wege sind steiler und unwegsamer, als sie auf der Karte aussehen. Routen sind schwieriger zu finden, als es die entlang der Pfade aufgetürmten Steinhäufchen versprechen. Und wenn es plötzlich hagelt und der Wind an einem zerrt, fühlt sich das ganz anders an als ein Wetterumschwung unten in der Ebene.

Aber all das macht den Reiz der Tramuntana aus. Sie liegt gleich nebenan, und doch weit entfernt von Alltag und Zivilisation. Das Gebirge, ein riesiger Erlebnispark, der gleichermaßen Erfahrung, Respekt und Planung einfordert.

Das echte Tramuntana-Gefühl, irgendwo zwischen Gipfel und endlosem Meer, kostet eben sehr viel mehr Anstrengung als ein Ausflug an den Strand.

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Dass die Tramuntana noch viel mehr ist, gerät leicht in Vergessenheit. Der zehnte Jahrestag des Welterbe-Titels, der jetzt begangen wird, erinnert eindrücklich daran, dass das Gebirge sich nicht auf eine Art Nationalpark reduzieren lässt, der möglichst unberührt bleiben soll, sondern einen Kulturraum darstellt, der erst durch den Eingriff des Menschen entstand. Und der dem Niedergang geweiht ist, wenn er wegen mangelnder Rentabilität, Ideenlosigkeit oder behördlicher Behäbigkeit sich selbst überlassen bleibt.

Wie die Schwerpunktausgabe der MZ zeigt, gibt es zehn Jahre nach dem Coup des Inselrats positive wie negative Beispiele zu berichten. Initiativen zeigen, wohin die Reise gehen muss. Und die Schwierigkeiten bei diesen Projekten, wo nachgebessert werden muss. Eine Gratwanderung wird es ohnehin bleiben, die Zahl der Besucher in der Gebirgslandschaft im Gleichgewicht zu halten. Aber in dieser Hinsicht besteht Hoffnung: Das echte Tramuntana-Gefühl, irgendwo zwischen Gipfel und endlosem Meer, kostet eben sehr viel mehr Anstrengung als ein Ausflug an den Strand.