Plötzlich steht alles wieder auf der Kippe, und die Corona-Lage droht wieder außer Kontrolle zu geraten. Mit Hunderten junger Leute, die sich bei Abifahrten auf der Insel untereinander mit dem Coronavirus ansteckten und Covid-19 danach auf das Festland zurücktrugen, hat Mallorca jetzt sein eigenes Ischgl.

Dass die Überträger übermütige, aufmüpfige und dank Smartphone medienerfahrene Jugendliche waren und sind, hat den Corona-Ausbruch dabei noch einmal zusätzlich medial und politisch aufgeladen – bis hin zu der Volte mit dem Schiff, das die Halbstarken auf der Welle der Erregung wieder von der Insel schaffen soll. Das Problem, das Mallorca jetzt hat, ist damit aber noch ebenso wenig aus der Welt geschafft wie andere einheimische und potenziell auch ausländische Ansteckungsherde auf der Insel.

Dieses Problem lässt sich in Zahlen ausdrücken: eine 7-Tage-Inzidenz, die wieder über 50 liegt und voraussichtlich auch so schnell nicht sinken wird. Wir wissen, was darauf in der Vergangenheit gefolgt ist. Risikogebiet, Reisewarnung, Test- und Quarantäneauflagen, Wegfall der Urlauber, dramatische Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft.

Gerade deswegen ist das Gebot der Stunde Besonnenheit. Das gilt für die Regionalregierung, die das lokale öffentliche Leben womöglich behutsam wieder einschränken und das auch durchsetzen muss, das gilt für Unternehmer, die von ihren Kunden weiterhin die Einhaltung der Regeln einfordern müssen, das gilt für jene, die immer noch nicht geimpft sind, obwohl sie es sein könnten, das gilt für uns alle, die wir vorsichtig sein müssen. Und das gilt auch ganz besonders für die Bundesregierung, die das Instrument der Reisewarnung in der Hand hält und damit besonnen umgehen sollte. Sie ist dafür gedacht, Schaden abzuwenden, kann aber auch sehr viel Schaden anrichten.