Der Inselduden

Deutsche Theorie und mallorquinische Praxis

Blase, kugeliger, über das Hautniveau erhobener, flüssigkeitsgefüllter Hohlraum

Auf unbekanntem Gebiet zu wandeln, führt fast zwangsläufig zu unerwünschten Konsequenzen, wie die deutschsprachige Aphoristikerin Sigrun Hopfensperger veranschaulicht: „In fremden Schuhen zu wandeln, erzeugt mehr Blasen.“ Ist es so weit gekommen, gelangen auf der Insel als Erstes die gebräuchlichen Hausmittel zum Einsatz: „Die Blasen, gut eingecremt“ (Ses llagues, ben untades). Die Feinfühligkeit hat allerdings auch ihre positive Seite, denn wie der österreichische Komponist Peter Horton subtil feststellte, „geht man mit Blasen an den Füßen bewusster“. Doch nicht nur körperliche Beschwerden sind auf Dauer schmerzhaft, mindestens ebenso zehrend ist auf mallorquí ein schlechter Ruf: „Ein böse Zunge bringt mehr Menschen um als eine schmerzende Blase“ (Més mata una mala llengua que una mala llaga).

Das Gegenmittel ist – zumindest nach Ansicht gläubiger Menschen – nicht weit entfernt, jedoch nicht für jedermann zugänglich: „Gott gibt die Blase und verabreicht die Medizin“ (Déu dóna sa llaga i dona sa medicina). Deutlich zynischer fällt die diesbezügliche Ansicht des deutschen Aphoristikers Peter Rudl aus, gemäß welchem „so wie die Börse auch der Geist seine Blase hat. Manche nennen es Gott.“ Fehlende Erfahrung sowie das Verschleppen eines Problems kann auf die Dauer zu weitreichenden und mitunter schmerzhaften Konsequenzen führen: „Wer nicht gewohnt ist, Unterhosen zu tragen, bei dem verursachen sie Blasen (Qui no està acostumat a dur bragues, ses voreres li fan llagues). Dem deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche gebührt das Schlusswort, welches treffenderweise aus seinem 1882 erschienenen Werk „Die fröhliche Wissenschaft“ stammt und das nicht zuletzt in Bezug auf sich selbst zu Bescheidenheit mahnt: „Blas dich nicht auf, sonst bringet dich zum Platzen schon ein kleiner Stich.“