Der Inselduden

Deutsche Theorie und mallorquinische Praxis

Floh, blutsaugendes Insekt, das sehr gut springen kann

Dieser lediglich ein bis vier Millimeter messende Parasit diente dem bekannten deutschen Schriftsteller Wilhelm Raabe einst als Sinnbild der menschlichen Gleichheit. Als Vertreter des poetischen Realismus gelangte er unter anderem durch das Verfassen gesellschaftskritischer Novellen zu allgemeiner Bekanntheit, etwa durch die Feststellung, dass „ein Floh auch über den Teppich hüpft und den Weg findet, den er sucht“.

Als Sinnbild für die Verantwortung der eigenen Handlungen muss das Insekt auf der Insel herhalten: „Wer sich mit Hunden ins Bett legt, der steht mit Flöhen auf“ (Qui se colga amb cans s’aixeca amb puces). Das ganze Jahr über kontinuierlich zu arbeiten, selbst wenn dies manchmal schwerfallen mag, mahnt ein hiesiger Ratschlag – ansonsten können die möglichen Konsequenzen gravierend sein: „Wer im Sommer müde ist, der hat im Winter Flöhe im Bauch“ (Qui en s’estiu té son, en s’invern té puces dins sa panxa). Dass Einflussvermögen nicht einzig und allein mit der Größe einhergehen muss, stellte der zweimalige französische Ministerpräsident Georges Clemenceau fest, der als Sozialist die Trennung von Kirche und Staat verwirklichte: „Demokratie ist, wenn man den Flöhen die Macht gibt, Löwen zu fressen.

Ein anderes Extrem ist dann erreicht, wenn „dem Neidischen ein Floh wie ein Knochen erscheint“ (Al gelós, una puça li sembla un ós) – eine auf Mallorquinisch sich reimende Art der Überdimensionierung jenes Schmarotzers. Der viel verwendete umgangssprachliche Ausdruck des Flohmarktes stammt angeblich ebenso aus dem Nachbarland Frankreich. Da die Hygienebedingungen in früheren Jahrhunderten nicht nur auf den marché aux puces zu wünschen übrig ließen, brachte so mancher Käufer neben einem gebrauchten Kleidungsstück auch unfreiwillig Flöhe mit nach Hause.