Die Eidechse wärmte sich in der Mittagssonne auf einer Mauer. In Gedanken fragte ich sie, wie es ihr gelang, so still zu verharren, wenn sie still war, und sich so flink zu bewegen, wenn sie sich bewegte. Sie gab mir keine Antwort. Ich ging weiter durch den Park und entdeckte einen wunderschönen Käfer an einem Baumstamm, zu dem ich ebenfalls telepathisch sprach, um ihn auf die Ähnlichkeit zwischen seinem äußeren Skelett und einem Sarg hinzuweisen. Auch er reagierte nicht. Ich ging weiter und stieß kurz darauf auf eine Ansammlung Ameisen, die sich um die Öffnung zu ihrem Bau drängten. Diesmal wandte ich mich mit erhobener Stimme an sie: „Was für ein Glück jede einzelne von euch hat, die ihr kein Ich habt, kein Ego, keine Persönlichkeit, da ihr nur ein winziger Teil einer Kolonie seid, die das wahre Individuum ist.“

Betrübt verließ ich den Park. Die Welt schien meine Anwesenheit nicht zu bemerken. Als ich zu Hause ankam, zeichnete sich bereits leise Panik durch die Ritzen meines Bewusstseins ab. Ich machte mir einen Tee und setzte mich an den Küchentisch, um ihn Schluck für Schluck zu trinken.

Und da geschah es: Als meine Lippen den Rand der Tasse berührten, überkam mich ein unerklärlicher Frieden. Der Tee war der Tee wie immer, es war jedoch das erste Mal, dass ich aus dieser Tasse trank, die ich kurz zuvor auf einem Flohmarkt erworben hatte. Es handelte sich um ein Einzelstück eines englischen Geschirrsets aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, das mich nur sechs Euro gekostet hatte.

Ich trank weiter und spürte auf dem Rand des Porzellans den Abdruck von anderen Lippen, die vielleicht vor langer Zeit aus dieser Tasse getrunken hatten. Etwas oder jemand war in der Lage, mit mir durch einen antiken Gegenstand zu kommunizieren. Grenzenlose Dankbarkeit durchströmte mich. Letztendlich war ich doch nicht so isoliert.