Im Rahmen der Debatte um eine verschiedentlich geforderte Beschränkung ausländischer Immobilienkäufe auf Mallorca hat die Mallorca Zeitung in ihrer Print-Ausgabe vom 14. April 2022 auch zwei Meinungsbeiträge veröffentlicht. Neben dem folgenden des MZ-Chefredakteurs gibt es auch den Beitrag des Immobilienunternehmers Lutz Minkner.

Kaum ein deutscher Besucher der vergangenen Monate, mit dem ich gesprochen habe, beschäftigt sich nicht mit dem Gedanken, wie es wäre, eine Immobilie auf Mallorca zu erwerben. Einige schreiten dann auch gleich zur Tat. Davon profitieren, wie bereits dargelegt, Bau- und Immobilienwirtschaft, aber auch der öffentliche Haushalt, und somit wir alle. Vielerorts tragen die privaten ausländischen Investitionen zudem zur Sanierung von Dörfern und Städten bei. Es darf bezweifelt werden, ob etwa Santa Catalina in Palma ohne zahlungskräftige Schweden so gut erhalten wäre, wie es heute ist.

Und dennoch ist diese Entwicklung problematisch, ja, mittel- und langfristig gefährlich für das Zusammenleben auf der Insel. Denn gekauft wird längst nicht mehr nur in den gehobenen Küstensiedlungen, in den herausgeputzten Dörfern, auf der grünen Wiese oder an den Hängen der Tramuntana. Gekauft wird inselweit, in jeder Lage, bis hin zu den sozialen Brennpunkten.

Weitaus höheres Einkommen

Aus Sicht der ausländischen Käufer stimmt der Preis: Deutsche, Schweizer, Österreicher, Briten und Skandinavier kommen aus noch teureren Immobilienmärkten. Sie verfügen meist über ein weitaus höheres Einkommen als die Einheimischen. Und sie haben es eilig zu investieren, Stichwort: Negativzinsen. Hinzu kommt jetzt auch noch die Inflation. Das Geld muss weg. Dass die Immobilie dann auch noch auf Mallorca liegt, verbindet das Finanzielle mit dem Nützlichen.

Das Problem daran ist: Diese Immobilien werden nicht gekauft, um darin dauerhaft zu wohnen. Die Zahl der deutschen Hauskäufe mag in die Höhe geschossen sein, die der auf den Balearen gemeldeten Deutschen ist es nicht. Der Wohnraum wird zur Ferienunterkunft oder auch zum Spekulationsobjekt. Und durch Leerstand oder Preissteigerung denjenigen entzogen, die ihn ständig brauchen.

Die Stimmung kippt

Es ist ein recht einfacher Zusammenhang, der dazu führt, dass mittlerweile selbst die Mittelschicht auf der Insel kaum noch bezahlbare Wohnungen findet. Und der doch, wenn man ihn denn anspricht, bei den potenziellen Käufern immer wieder zu Erstaunen führt. Darüber haben sie sich noch keine Gedanken gemacht. Wer sich sehr wohl darüber Gedanken macht, sind die Einheimischen. Die Stimmung auf der Insel wird wieder deutschfeindlicher, es lohnt, da mal einen Blick in die sozialen Netzwerke zu werfen.

Könnte hier eine Regulierung greifen? Wie müsste diese Regulierung aussehen? Wäre es möglich, unterschiedlichen Marktsegmenten – hier Luxusimmobilien, dort normaler Wohnraum – Rechnung zu tragen? Das Thema ist hochkomplex, die juristischen Hürden sind hoch, aber es sind legitime Fragen. Fest steht: Eine etwaige Regulierung dürfte keinen EU-Bürger diskriminieren, entscheidend müsste sein, ob man seinen Lebensmittelpunkt nun auf die Insel verlegt hat oder eben nicht.

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Nicht noch mehr Ressourcen verbrauchen

Der Gegenvorschlag der Immobilienwirtschaft – den Bau von neuem Wohnraum zu erleichtern – greift hingegen zu kurz. Die Wohnungsbaupolitik mag stark verbesserungswürdig sein, aber es kann gar nicht genug gebaut werden, solange der ungleiche Wettbewerb mit den Ausländern bestehen bleibt. Zumal damit noch mehr Land- und Ressourcenverbrauch einherginge. Und waren wir uns nicht alle einig, dass im Angesicht der Klimakatastrophe weniger mehr ist?