Umdenken, Wandel, Zäsur – genau das haben sich viele, die seit Jahren mit dem Modell des Massentourismus hadern, durch Corona erhofft. Als wir mitten im Sommer 2020 allein auf der Insel saßen, vor herrlich leeren Stränden, dafür aber ohne Einkommen in der Tasche, da keimte in einigen die Erwartung auf, dass nun auch der letzte Befürworter der „Tourismus um jeden Preis“-Theorie begreifen müsste, dass dieses Modell hinkt und dass Mallorca wirtschaftlich beständigere und nachhaltige Standbeine braucht. Zwei Jahre später ist angesichts der bevorstehenden „Super-Saison“ klar: Nichts hat sich geändert. Oder doch?

Etwas ist anders als vor der Pandemie. Nicht wenige der ungelernten, aber für Gastronomie und Hotellerie so wertvollen Mitarbeiter haben sich getraut, die Branche zu wechseln. Sich etwas anderes zu suchen. Sind aus dem Hamsterrad ausgestiegen, das bis 2019 Normalität war. Und: Der Mietmarkt ist mittlerweile so überteuert und übersättigt, dass die treuen Saisonkräfte vom Festland ihre Heimat nicht mehr in Scharen verlassen, um ein Stückchen des Urlauber-Kuchens auf Mallorca abzubekommen – schlichtweg, weil sie sich die Unterkunft nicht mehr leisten können.

Der neue Personalmangel trifft die Big Player, die Hoteliers, direkt. Ihr Fundament bekommt Risse. Und das Mietmarkt-Desaster wird erstmals auch zum Problem der Großen. Ist Hoffen auf Wandel naiv? Ja. Aber keine Lobby auf Mallorca ist stärker als die der Hoteliers. Dass sie zum Umdenken gezwungen sind, kann eine Chance sein. Für das Massenproblem und für den kranken Mietmarkt.