Hinter meiner Windschutzscheibe steckt oft Reklame, die ich lese, bevor ich sie zerknülle und wegwerfe. Ich lese sie, denn es könnte sich ja um eine Botschaft aus dem Jenseits oder Diesseits handeln, die mir endlich erklärt, warum ich auf die Welt gekommen bin. Zufall, werden Sie sagen, und vermutlich haben Sie recht. Aber ich hoffe noch immer, dass ich aus einem bestimmten Grund geboren bin. Deshalb suche ich unermüdlich nach Zeichen, die mir den Sinn meines Lebens erklären.

Gestern fand ich statt der üblichen Reklame ein winziges Exemplar des Neuen Testaments hinter meiner Windschutzscheibe. Das hat mich überrascht, und ich öffnete das Büchlein nach dem Zufallsprinzip. Dort stand: „Wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.“

Ich stand an meinem Auto und fragte mich: Ist dies die Botschaft, auf die ich so lange gewartet habe? Bin ich die verlorene Drachme? Wer soll mich finden? Was soll ich bereuen? Da kam ein Nachbar auf mich zu, der ebenfalls das Büchlein erhalten hatte. Er sagte: „Die Lampe des Körpers ist das Auge; wenn dein Auge gut ist, ist dein Körper voller Licht. Aber wenn dein Auge böse ist, ist dein Körper in der Finsternis. Sieh also zu, dass das Licht in dir nicht zur Finsternis wird.“

Er lächelte hintergründig und ging weg. Das Neue Testament kann einen wirklich verrückt machen! Ich habe zwar nicht den Sinn des Lebens gefunden, aber es schien eine gute Art zu sein, den Tag zu beginnen.